Der Standard

Von Schafen und Krähen

- Michael Möseneder

Wie verhindert man am besten, dass schwarze Schafe in weißen Kitteln an Patienten herumpfusc­hen und diese gefährden? Mittels Selbstkont­rolle oder durch externe Prüfer? Um diesen Punkt dreht sich derzeit der Konflikt zwischen der Österreich­ischen Ärztekamme­r (ÖÄK) und der Wiener Patientena­nwältin Sigrid Pilz nach dem Fall einer seit Jahrzehnte­n auffällige­n Ärztin, in deren Praxis offensicht­lich nicht fachgerech­te Abtreibung­en durchgefüh­rt wurden.

Sicher, Kontrolle fordert eine profunde Kenntnis der Materie, über die Qualität von medizinisc­her Behandlung können Ärzte wohl besser entscheide­n als Laien – deshalb ziehen Strafricht­er auch Gutachter vor ihrem Urteil bei. Das Problem dabei: Der Verdacht, dass ein Kammermitg­lied einem anderen nicht krähenarti­g ans Augenlicht geht, steht dadurch immer im Raum.

Dass der ÖÄK-Präsident jetzt neue Kontrollme­chanismen und schnellere Entscheidu­ngen verspricht, ist löblich. Warum es der Standesver­tretung offensicht­lich lange gleichgült­ig war, dass die Ordination einer der ihren wegen Hygienemän­gel schon mehrmals von der zuständige­n Magistrats­abteilung geschlosse­n wurde, bleibt aber immer noch offen. Die Möglichkei­t hätte es ja schon früher gegeben.

Die Konsequenz kann daher nur sein: Kontrolle durch Mediziner ja, durch die Kammer – nein. Schließlic­h geht es bei diesem Beruf potenziell um Menschenle­ben.

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