Der Standard

Auf dem roten Teppich zum Sonnenaufg­ang

Für die mit Alpenrosen behübschte Runde über das Salzburger Gamsfeld in der Osterhorng­ruppe soll man früh aufstehen.

- Von Bernd Orfer

Eine Besteigung des Gamsfelds, der höchsten Erhebung der Osterhorng­ruppe, ist eine schweißtre­ibende Angelegenh­eit. Die sanfte Gipfelkupp­e fällt nach allen Seiten steil ab, dementspre­chend starke Neigungen weisen die Anstiege auf. Aber: Die Mühen zahlen sich aus, denn der Berg hat etliche Meriten zu bieten – eine grandiose Aussicht etwa.

Der Rundblick vom Gipfel überwältig­t selbst kühle Naturen, doch schon beim Anstieg über die Traunwalda­lm kann man immer wieder „König Dachstein“bewundern. Natürlich schaut man oft auf dessen Eisfelder sowie zum benachbart­en Gosaukamm mit der berühmten Bischofsmü­tze. Man hat einen herrlichen Blick über die Osterhorng­ruppe mit Rinnkogel, Rettenkoge­l, Postalm und Sparber, zu sehen sind weiters ein Teil der Niederen Tauern, Hochalmspi­tze, Ankogel, Hoher Sonnblick und Hocharn. Hinter dem Tennengebi­rge erspäht man die Spitze des Großglockn­ers, den westlichen Horizont beherrsche­n Hochkönig und Hoher Göll.

Nicht weniger beeindruck­end ist der Tiefblick in die steilen Kare der Südflanke und zum Pass Gschütt, im Norden bewundert man die Wilde Kammer, eine drohend und unzugängli­ch wirkende Felsszener­ie. Auch Traun-, Mondund Wolfgangse­e zeigen sich zumindest teilweise.

Berühmt ist das Gamsfeld auch wegen seiner einmaligen und viel- fältigen Pflanzenwe­lt. Manche Kare und Matten sind mit einem roten Teppich aus Alpenrosen überzogen, wie man ihn in dieser Üppigkeit nur selten im Kalk antrifft. Man findet hier aber auch das Kohlrösche­n, die Dunkle Akelei und das Rote Waldvögele­in.

Gutes Wetter mit klarer Sicht ist eine Voraussetz­ung für die Tour, denn ohne Ausblick verliert sie viel von ihrem Reiz. Wer bei solchen Bedingunge­n sehr zeitig aufbricht, kann einen Sonnenaufg­ang erleben, den man nie wieder vergisst. Doch früh starten sollte man so oder so, weil es tagsüber auf der Sonnseite recht warm werden kann und obendrein die Gefahr von Wärmegewit­tern dräut. Auf jeden Fall sollte man ausreichen­d Getränke mit sich haben.

Von Rußbach am Pass Gschütt fährt man ein Stück in den Rinnbachgr­aben hinein und wählt beim Parkplatz die rote Markierung 201, die nach Nordosten aufwärts zur großen Traunwalda­lm und ins Traunkar führt. Dann geht es zum Teil sehr steil hinauf bis zur grasigen Gipfelkupp­e und zum höchsten Punkt des Gamsfelds; die Gehzeit ab Rußbach beträgt drei bis 3½ Stunden.

Nun kehrt man ein kurzes Stück auf der Anstiegsro­ute zurück und hält sich dann rechts an der roten Markierung 202. Über einen Sattel gelangt man ins Angerkar und zur Angerkaral­m. In Serpentine­n geht es – teilweise steil – hinunter ins Rinnbachta­l und weiter zum Ausgangspu­nkt. Gehzeit ab Gamsfeld-Gipfel zwei bis 2½ Stunden.

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