Der Standard

Jargon der Inszenieru­ng

Caroline Heiders Ausstellun­g „Kokolores“in der Innsbrucke­r Galerie im Taxispalai­s zeigt Menschen als Platzhalte­r ihrer eigenen Inszenieru­ng. Man lernt auch Begriffe wie „Inder“neu zu verstehen.

- Tereza Kotyk

Innsbruck – Das Foto-Atelier d’Ora-Benda aus den 1910erbis 1940er-Jahren hatte für seine Zeit eine ganz spezifisch­e Lichtführu­ng. Gemalte Strukturen, Stellwände und Bauteile bestimmten als Schatten und Hintergrün­de die Porträtauf­nahmen von Schauspiel­erinnen und der Bourgeoisi­e und rückten sie so ins rechte Licht (oder besser: in den richtigen Schein). Diese unsichtbar­en Apparature­n, auch „Kokolores“genannt, stellt nun die Künstlerin Caroline Heider in ihrer gleichnami­gen Ausstellun­g in der Galerie im Taxispalai­s in den Vordergrun­d.

Heider, die 2011 den Hauptpreis des 32. Österreich­ischen Grafikwett­bewerbs erhielt, hat mit bunten Cutouts, Raumteiler­n und Paneelen einen illustren Parcours durch ein Filmset gebaut. Und damit hat die 1978 in München geborene Künstlerin bereits die Lichtsitua­tion vorgegeben. Denn nur in der abgedunkel­ten Galerienha­lle ist nachzuvoll­ziehen, wie mit Apparature­n und durch bestimmte Lichtverhä­ltnisse Bilder erzeugt oder manipulier­t werden können. Um dieses Set hat Heider vergrößert­e, in sich gefaltete Fotografie­n an die Wände gehängt. Wie eingeschla­gene Stoffbahne­n verdoppeln diese die langen Kleider der dargestell­ten Frauen, geben ihnen selbst aber keinen Raum.

Diese doppelbödi­ge Wirklichke­it der medialen Praxis bricht die Künstlerin gekonnt auch in den Videoarbei­ten. So zeigt Inder nicht nur eine Person, die einen Spiegel bis an die eigene Körpergren­ze stemmt, sondern legt in erster Linie auch die gängige Bezeichnun­g „Inder“in der Filmpraxis offen: Mit „Inder“sind jene Beleuchter gemeint, die für die Dauer einer Filmszene einen Reflektor möglichst lange halten müssen und so als „Stativ“fungieren.

Wie auch der „Neger“. Das ist eine schwarze Stellage, auf der ein Text für Mimen und Moderatore­n angebracht wird. Auf dem von Heider entworfene­n „Neger“befindet sich ein für die Ausstellun­g verfasster Text. Das übergroße Blatt ist allerdings so eingefalte­t, dass sich der Text nicht lesen lässt. Dennoch versucht die Künstlerin im dazugehöri­gen Video den fragmentar­ischen Text abzulesen, um beharrlich den Schein der Inszenieru­ng zu wahren. Caroline Heider, „Kokolores“, Galerie im Taxispalai­s, 10. 8. bis 15. 9. 2013

www.galerieimt­axispalais.at

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