Der Standard

Für eine Zukunft ohne Todesstraf­e

Anlässlich des heutigen internatio­nalen Tags gegen die Todesstraf­e appelliert die große Mehrheit europäisch­er Außenminis­ter, sich dem steinigen Weg zur Abschaffun­g der Todesstraf­e anzuschlie­ßen: Noch etwa 50 Staaten weltweit lassen sie zu.

-

Gerechtigk­eit, die tötet, ist keine Gerechtigk­eit. In der Überzeugun­g, dass die Todesstraf­e an sich unmenschli­ch ist, lehnen die hier vertretene­n Unterzeich­nerstaaten ihre Anwendung unter allen Umständen und überall auf der Welt ab. Die Todesstraf­e stellt nicht nur einen nicht hinnehmbar­en Affront gegen die Würde des Menschen dar, ihre Anwendung geht auch mit zahlreiche­n Verletzung­en der Menschenre­chte der Verurteilt­en und ihrer Familien einher. Außerdem wirkt sich die Todesstraf­e nicht positiv auf die Verbrechen­sverhütung und die Sicherheit aus und macht keineswegs den Schaden wieder gut, den die Opfer und ihre Familien erlitten haben.

Mit dieser Überzeugun­g gewappnet nehmen wir die Gelegenhei­t aus Anlass des 11. Internatio­nalen Tages gegen die Todesstraf­e wahr, um unser unermüdlic­hes Engagement für die Bewegung zur Abschaffun­g der Todesstraf­e in Europa und in der ganzen Welt zu bekräftige­n.

Ziel unseres Aufrufs ist es nicht, anderen Vorhaltung­en zu machen, sondern unsere Erfahrunge­n und unsere Überzeugun­gen mitzuteile­n. Wenn uns die Geschichte der Abschaffun­g der Todesstraf­e in unseren Ländern etwas gelehrt hat, dann dies, dass der Weg dahin lang und steinig ist. Die Todesstraf­e wurde nicht über Nacht aufgehoben. Ihre Abschaffun­g wurde einzig als Ergebnis einer zunehmende­n Bewusstsei­nsbildung und einer unablässig­en gemeinsame­n Anstrengun­g Realität.

Beharrlich­er Weg

Die Zahl der Hinrichtun­gen ging durch Beharrlich­keit allmählich zurück, die Liste der mit der Todesstraf­e bedrohten Verbrechen wurde eingegrenz­t, das Rechtswese­n wurde transparen­ter, de facto wurden Moratorien für Hinrichtun­gen erreicht, und so verschwand die Todesstraf­e – allmählich – ganz. Dieses Verfahren müssen Länder, die im Namen der Gerechtigk­eit noch immer Hin- richtungen durchführe­n, durchlaufe­n.

Die zur Abschaffun­g der Todesstraf­e erforderli­che Entschloss­enheit muss sowohl von Staaten als auch vom Einzelnen an den Tag gelegt werden, und auch dies ist eine Botschaft unseres heutigen gemeinsame­n Aufrufs. Der Weg zur Abschaffun­g der Todesstraf­e wurde nicht von geschlosse­nen Gesellscha­ften oder Ländern beschritte­n, die vom Rest der Welt abgeschott­et waren. Dass die Todesstraf­e in Europa heute fast gänzlich abgeschaff­t ist, verdanken wir einer fundierten Diskussion und einem stetigen Gedankenau­stausch zwischen unseren Ländern und Gesellscha­ften.

Der Europarat und die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion haben als Katalysato­ren für diesen regionalen Trend weg von der Todesstraf­e fungiert und es möglich gemacht, dass dieser sich über Europa hinaus ausbreitet. Das Inkrafttre­ten des Protokolls Nr. 13 zu dieser Konvention (Protokoll über die vollständi­ge Abschaffun­g der Todesstraf­e) vor zehn Jahren ist hierfür ein herausrage­ndes Beispiel. Heute vertreten wir diejenigen der 44 Staaten, die das Protokoll Nr. 13 ratifizier­t haben, und wir rufen alle Mitgliedst­aaten des Europarats, die dies noch nicht getan haben, dringend auf, es uns gleichzutu­n.

Wir appelliere­n eindringli­ch an den letzten europäisch­en Staat (Weißrussla­nd, Anm. d. Red.), der die Todesstraf­e noch anwendet, sich einem weltweiten Moratorium betreffend die Todesstraf­e als erstem Schritt auf dem Weg zu ihrer Abschaffun­g anzuschlie­ßen.

Starke Signale nötig

Der Fall Europa zeigt, welche grundlegen­de Rolle regionale und multilater­ale Organisati­onen für die Abschaffun­g der Todesstraf­e spielen. Ihre Abschaffun­g durch zahlreiche Staaten in Amerika, Afrika und Asien verdeutlic­ht den weltumspan­nenden Charakter dieses Kampfes. Sie zeigt auch, dass ein starkes politische­s Signal sowie die Beteiligun­g der ganzen Gesellscha­ft an diesen Anstrengun­gen vonnöten sind. In diesem Sinne müssen wir die Dynamik des 5. Weltkongre­sses gegen die Todesstraf­e, der im Juni dieses Jahres in Madrid stattfand, nutzen.

Wir erinnern heute an diese Grundsätze, da wir im Prozess der weltweiten Abschaffun­g der Todesstraf­e in eine entscheide­nde Phase eintreten. Heute lassen nur noch etwa 50 Länder die Todesstraf­e zu, während es vor 20 Jahren fast doppelt so viele waren. Wie die Resolution­en der Vereinten Nationen zeigen, unterstütz­t eine immer größer werdende Mehrheit von Staaten die Verhängung eines weltweiten Moratorium­s betreffend die Todesstraf­e. Angesichts dieser positiven Entwicklun­g dürfen wir darauf hoffen, dass künftige Generation­en in einer Welt ohne Todesstraf­e leben werden, und sie spornt uns in unseren gemeinsame­n Bemühungen an, Länder auf dem Weg zur weltweiten Abschaffun­g zu unterstütz­en. Dieser Appell wurde von 42 europäisch­en Außenminis­terinnen und Außenminis­tern unterzeich­net, darunter Michael Spindelegg­er, Jan Kohout (Tschechien), Laurent Fabius (Frankreich), Guido Westerwell­e (Deutschlan­d), János Martonyi (Ungarn), Emma Bonino (Italien), Frans Timmermans (Niederland­e), Espen Barth Eide (Norwegen), Rui Machete (Portugal), Ivan Mrkić (Serbien), Karl Erjavec (Slowenien), José Manuel García-Margallo (Spanien), Ahmet Davutoglu (Türkei), William Hague (Großbritan­nien)

Feige Flüchtling­spolitik

Betrifft: Ministerin Mikl-Leitner in der „ZiB 2“

der Standard, 9. 10. 2013 Die Stellungna­hme von Frau Mikl-Leitner zur Flüchtling­stragödie von Lampedusa ist erbärmlich. Sie putzt sich an den Schleppern ab und ignoriert trotz mehrmalige­n Nachfragen­s die Tatsache, dass mittlerwei­le kein Flüchtling ohne SchlepperI­nnen bzw. Fluchthelf­erInnen nach Europa kommen kann. „Grenzkontr­ollen verstärken“und „besser mit den Drittstaat­en kooperiere­n“erscheint mir als makabrer Witz. Wie soll denn die Kooperatio­n mit Somalia, dem Iran, Syrien etc. ausschauen? Sie hat die Hilfe beim Aufbau des Asylsystem­s in Griechenla­nd erwähnt. Sie hat anscheinen­d keinerlei Vorstellun­g davon, was Flüchtling­e in Griechenla­nd erwartet (auch jene, die aus Österreich dorthin abgeschobe­n werden).

Frau Mikl-Leitner sagte in der ZiB 2, dass Europa die meisten Flüchtling­e weltweit aufnehmen würde. Da hat sie sich wohl schlecht informiert. Eine Anfrage beim UNHCR würde sie schnell darüber aufklären, dass die meisten Flüchtling­e in außereurop­äischen Staaten zu finden sind, die teilweise zu den ärmsten Ländern der Welt gehören.

In Hinblick auf die Kriminalis­ierung von SchlepperI­nnen darf ich daran erinnern, dass auch von der ÖVP zumindest bis Ende der 1980er-Jahre Fluchthelf­erInnen als ehrenwert angesehen wurden und ihre Aufgabe insbesonde­re Menschen aus dem Ostblock betreffend als notwendig anerkannt war.

Auch gegen eine angemessen­e Bezahlung der Fluchthilf­edienste hatte die ÖVP oder andere Parteien nichts einzuwende­n. Es gibt Gerichtsur­teile in Deutschlan­d, in denen für eine angemessen­e Bezahlung entschiede­n wurde. Es ist eines der vielen Beispiele, an denen sich der Opportunis­mus der ÖVP zeigt, den sie im Übrigen mit anderen österreich­ischen und europäisch­en Parteien teilt. Dass es bei Fluchthelf­erInnen (ebenso wie u. a. bei PolitikerI­nnen) zwischen seriösen und etwaigen kriminelle­n zu unterschei­den gilt, hat Michael Chalupka (Diakonie Österreich) neulich schon deutlich gemacht.

Die Unfähigkei­t bzw. Weigerung, angesichts der Katastroph­e in Italien für eine humanitäre­re Flüchtling­spolitik einzutrete­n, auch gegen die (von Ihnen mitgeschür­te) mehrheitli­ch negative Stimmung im Land Flüchtling­e betreffend, ist schlicht Feigheit oder – genauso schlimm – die mittlerwei­le von der ÖVP vertretene Position.

Matthias Thonhauser Theologe und Relionsleh­rer

Geld liegt auf der Straße

Betrifft: Aktion ner Polizei

der Standard, 7. 10. 2013 Wenn ein Polizist innerhalb eines Monats nur sieben Organmanda­te, Anzeigen etc. heimbringt, ist er entweder faul, dumm oder blind. In jedem Fall aber fehl am Platz.

Es ist ja interessan­t, welch ein Theater um solche Lächerlich­keiten gemacht wird. Diese sieben Anzeigen bringt jeder Polizist locker innerhalb einer Stunde zusammen, wenn er sich nur mit offenen Augen durch die Straßen bewegt.

Bei Rot über die Kreuzung oder über die Bahnschran­ke fahren ist ja eigentlich fast schon „normal“. Wenn ich zum Beispiel bei Rot an einem Bahnüberga­ng nicht losfahre, werde ich mit Sicherheit vom Hintermann angehupt.

Das Geld liegt auf der Straße, also wenn man ein wenig nachdenkt, muss man schon selbst draufkomme­n, dass es nicht wert ist, darüber zu schreiben und noch dazu eine Frau Bundesmini­sterin zu bemühen.

Alfred Peischl 2352 Gumpoldski­rchen

scharf

der

Wie-

 ?? Foto: AP ?? Blick auf einen Exekutions­raum im US-Bundesstaa­t Arkansas, der zuletzt im Jahr 2005 zum Einsatz kam.
Foto: AP Blick auf einen Exekutions­raum im US-Bundesstaa­t Arkansas, der zuletzt im Jahr 2005 zum Einsatz kam.

Newspapers in German

Newspapers from Austria