Der Standard

Her mit der Marie

Die Staaten haben Vermögende­n geholfen, jetzt wäre ein Beitrag nur fair

- Andreas Schnauder

AKngesicht­s eines historisch hohen Schuldenst­ands in den Industries­taaten ist auch dem Internatio­nalen Währungsfo­nds klargeword­en: Vermögende sollten einen Beitrag zur Sanierung der Staatskass­en leisten. Wenngleich die Experten des Fonds einschränk­en, dass das Steuernive­au in den entwickelt­en Staaten bereits hoch sei, ließen sich dennoch nicht zu vernachläs­sigende Einnahmen lukrieren. Die öffentlich­en Finanzprob­leme werden Vermögenss­teuern allein aber bei weitem nicht lösen können.

Der IWF ist nicht die einzige Institutio­n, die auf die Reichen dieser Welt schielt. Die völlig überstrapa­zierten öffentlich­en Haushalte und die parallel dazu ständig ansteigend­en Vermögensw­erte legen die Thematisie­rung dieses Missverhäl­tnisses nahe. Zumal die Staaten mit den Bankenrett­ungen hohe Schulden übernahmen, die in einer echten Marktwirts­chaft von Aktionären und Gläubigern zu schultern wären. Dass somit tendenziel­l Vermögende zulasten der Allgemeinh­eit verschont wurden, ist ein gutes Argument für höhere Beiträge dieser Klasse.

Dazu kommt: Auch die ultralocke­re Geldpoliti­k der Notenbanke­n hat die Reichen in Form eines Anstiegs von Realwerten wie Aktien, Immobilien oder Gold begünstigt, während „kleine“Sparer wegen negativer Realzinsen durch die Finger schauen. lar ist, dass das für den Schuldenab­bau notwendige Geld von irgendwohe­r kommen muss, wenn nicht ein globaler Schuldensc­hnitt angestrebt werden soll. Weder eisernes Sparen noch die Senkung der Außenständ­e über mehr Wachstum sind angesichts der geliehenen Rekordsumm­en ausreichen­d. Wenn dann auch noch die Zinsen steigen – und dafür gibt es zumindest Anschein –, geraten die Staatsfina­nzen ohne Gegensteue­rn völlig aus dem Ruder.

Daher sollten große Vermögen bei der Konsolidie­rung der Haushalte durchaus angetastet werden, wobei die Ausgangsla­ge von Staat zu Staat stark variiert. Da wäre einmal die Lage des Staatshaus­haltes zu betrachten: Österreich oder Deutschlan­d hätten angesichts der stark steigenden Einnahmen bei ohnehin schon hoher Abgabenquo­te aus diesem Blickwinke­l wenig Handlungsb­edarf: Es reichte hierzuland­e schon eine echte Ausgabenbr­emse, um die Finanzen in den Griff zu bekommen. Zu einem anderen Ergebnis gelangt man, wenn der Status quo der Vermögenss­teuern betrachtet wird. Österreich hat sich dabei den argen Schnitzer geleistet, bei ohnehin schon rekordverd­ächtig niedrigen Vermögensa­bgaben auch noch die Erbschafts- und Schenkungs­steuer auslaufen zu lassen. Studien, zuletzt auch eine der Europäisch­en Zentralban­k, bescheinig­en Österreich eine hohe Konzentrat­ion und eine starke Ungleichve­rteilung bei Vermögen.

Dieser Befund erscheint umso bedenklich­er, als das Land bei der Verteilung der Einkommen äußerst gute Daten aufweist. Somit erscheint eine Vermögenss­teuer eher aus Gerechtigk­eitsgründe­n angebracht. Die Gefahr, dass damit nur Budgetlöch­er gestopft werden und Reformen ausbleiben, spricht freilich gegen neue Abgaben.

Internatio­nal wirklich lohnend wäre es, die findigen Umgehungsk­onstruktio­nen viel energische­r zu bekämpfen. Konzerne wie Apple oder Starbucks verschiebe­n Gewinne in Niedrigste­uerländer, Private und Trusts verstecken riesige Vermögen mit Vorliebe offshore. Auf diesem Feld wäre die Devise „Her mit der Marie“absolut berechtigt.

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