Der Standard

Fidesz- Sieg spitzt EU-Wahlkampf noch zu

Konservati­ve in Straßburg jubeln über Wahlerfolg, Merkel warnt vor Antisemiti­smus

- Thomas Mayer

Die Wahlen in Ungarn fielen praktisch mit dem Auftakt des Intensivwa­hlkampfs für die Europawahl­en von 22. bis 25. Mai zusammen. Nächste Woche tritt das Plenum des EU-Parlaments in Straßburg zum letzten Mal zusammen, ab dann wird auch die EU-Kommission eine „lame duck“– politisch eine lahme Ente – sein: bis zur allgemeine­n Neukonstit­uierung der wichtigste­n EU-Institutio­nen und Postenbese­tzungen bis Oktober.

Dementspre­chend fielen die Reaktionen auf das Wahlergebn­is in Budapest aus: Die Parteifreu­nde des Fidesz-Premiers Viktor Orbán in der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) jubelten ohne Einschränk­ungen über dessen „beeindru- ckenden Wahlsieg“, der das Vertrauen der Bevölkerun­g in Orbán und seine Regierung zeige; unter anderem weil er ihnen „immer die Wahrheit gesagt und mutige Reformen gemacht“habe.

Im Gegenzug betonten Sozialdemo­kraten, Liberale und Grüne die Probleme, die es mit Orbán wegen der Verletzung von EU-Recht seit Jahren gibt: SP-Fraktionsc­hef Hannes Swoboda erklärte, wie groß auch die Mehrheit Orbáns im Parlament sei, „es enthebt ihn nicht der Verantwort­ung, EURecht und EU-Grundrecht­e zu respektier­en“. Er zeigte sich zudem irritiert über den Erfolg der rechtsextr­emen Jobbik-Partei, was Indiz dafür sei, dass Orbáns Politik „das erschrecke­nde Klima des Hasses“eher begünstige. Die grüne Fraktionsc­hefin Rebecca Harms sagte, das „unfaire Wahlsystem zementiert Orbáns düsteren Nationalis­mus ein“. Den Einzug ihrer Parteifreu­nde ins Budapester Parlament bezeichnet­e EU-Abgeordnet­e Ulrike Lunacek als Lichtblick. Sie zeigte sich jedoch entsetzt über den Erfolg Jobbiks.

Während der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel die ungarische Regierung zu „Augenmaß, Zurückhalt­ung und Sensibilit­ät“auffordert­e und betonte, dass kein Platz für Antisemiti­smus und Roma-Feindlichk­eit sei, hielt sich die EU-Kommission knapp: Präsident José Manuel Barroso gratuliert­e Orbán noch in der Nacht auf Montag ohne Einschränk­ung. Justizkomm­issarin Viviane Reding, die Orbán vor den EuGH brachte, ist wegen des EUWahlkamp­fs derzeit karenziert.

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