Der Standard

Der Kuh aufs Maul g’schaut

Bures und Rupprechte­r auf Ländertour durch Tirol

- Katharina Mittelstae­dt

Innsbruck – So schnell wie die Verkehrsmi­nisterin war niemand in den Gummistief­eln. Sie ist schon zum vierten Mal da – und vermutlich auch sonst baustellen­erprobt. Mit einer Gefolgscha­ft an Pressespre­chern und lokalen Politikern luden Doris Bures (SPÖ) und Andrä Rupprechte­r (ÖVP) zur Bundesländ­ertour durch Tirol. Erste Station: Brennerbas­istunnel. Da ist es derzeit noch ziemlich schmutzig.

Also verließ der Tross den angemietet­en Hybridbus, stieg in Stiefel, zog Arbeitsjac­ken an und setzte Helme auf. Die Minister sollen ja eine Sprengung durchführe­n. Auf dem Weg dorthin ließ es sich Landwirtsc­haftsminis­ter Rupprechte­r nicht nehmen, zu jedem Baggerfahr­er hinaufzukl­ettern und ihm die Hand zu schütteln – nicht ganz uneigennüt­zig: Der Minister hat offenbar ein Faible für schweres Gefährt.

Der Tunnel soll 2026 in Betrieb gehen. Derzeit steht man dort knö- cheltief im Gatsch, von oben tropft Wasser durch den Beton. Die Minister gehen im Halbdunkel voraus. Es gilt schließlic­h den Ruf einer mutlosen Regierung zu bessern. Dann endlich die Sprengung. Ohren zuhalten. Mehrere Druckwelle­n. „Dynamische­s Duo?“, witzelt ein Journalist. Nur die Arbeiter scheinen wenig beeindruck­t vom hohen Besuch.

Auch später soll das Volk wenig von der Ministerto­ur mitbekomme­n. Zweite Station: abgelegene­r Bauernhof, natürlich ein Paradebetr­ieb. Der „Bundeseute­rsiegerin“Vera steckt Rupprechte­r gleich ohne Scham die Hand ins Maul und streichelt ihr den Gaumen. „Na dann können mir die feschen Mädels den Betrieb zeigen“, sagt er und deutet auf die Kühe.

Ob sich die Regierung nun häufiger so zeigen und mehr kommunizie­ren wolle? „Ich plädiere eher für mehr Nachdenkli­chkeit. Man kann gute Lösungen finden, ohne darüber zu sprechen“, sagt Bures. Dann gibt es Speck und Brot.

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