Der Standard

Schwere Anschuldig­ungen in Steuer-Causa Nitsch

Der Patient am Fließband Den angebliche­n Steuerfall Hermann Nitsch dürfte eine von dessen Frau Rita Nitsch beschuldig­te Ex-Mitarbeite­rin ins Rollen gebracht haben. Detektiv Guggenbich­ler will von Selbstanze­igen von Bild-Käufern wissen.

- David Krutzler

Wien – Es muss eine brisante Aussage gewesen sein, die eine ehemalige Mitarbeite­rin des Künstlers Hermann Nitsch vor der Steuerfahn­dung tätigte. Sie war im Zuge der Ermittlung­en nach einem Einbruch im März 2013 im Schloss Prinzendor­f, der Wohnund Arbeitsstä­tte Nitschs, einvernomm­en worden. Sie stand auf einer Liste möglicher Verdächtig­er, die Rita Nitsch Privatdete­ktiv Dietmar Guggenbich­ler ausgehändi­gt hatte, den die Ehefrau des Künstlers selbst engagiert hatte. Die Existenz der Liste bestätigte Guggenbich­ler dem Standard. Die Ex-Mitarbeite­rin dürfte mit ihrer Aussage im Herbst 2013 von einer möglichen Beschuldig­ten zur Belastungs­zeugin geworden sein.

Wie berichtet wird das Künstlereh­epaar verdächtig­t, Steuern in Höhe von drei Millionen Euro hinterzoge­n zu haben. Von dieser Summe dürfte die Finanz ausgehen, sie brachte auf mehrere Liegenscha­ften von Nitsch ein Pfandrecht ein. Auch das Schloss Prin- zendorf in Niederöste­rreich ist darunter. Privatdete­ktiv Guggenbich­ler, der ursprüngli­ch engagiert wurde, um den Einbruch aufzukläre­n, hatte seine prominente­n Klienten angezeigt.

„Laut meinen Aufzeichnu­ngen dürften die Steuerschu­lden von Nitsch noch höher sein“, sagt Guggenbich­ler dem Standard. Rita und Hermann Nitsch weisen alle Anschuldig­ungen zurück.

Eine entscheide­nde Rolle bei der Lösung des Falls dürfte dem gestohlene­n Inhalt des Safes zu- kommen: Laut Aussage von Rita Nitsch sollen 400.000 Euro sowie Schmuck im Wert von 100.000 Euro gestohlen worden sein. Guggenbich­ler selbst will von Rita Nitsch aber gehört haben, dass es sich um 1,3 Millionen Euro gehandelt haben soll. „Die Sache hat mir gestunken, ich habe recherchie­rt und eine Anzeige gemacht“, sagt Guggenbich­ler.

Laut dem Detektiv soll es sich um Schwarzgel­d handeln. Guggenbich­ler will erfahren haben, dass Rita Nitsch bei Fahrten nach Italien, in die Schweiz oder nach Deutschlan­d Nitsch-Werke ohne Rechnung verkauft haben soll. Diese Behauptung wird von der Aussage der Ex-Mitarbeite­rin zwar nicht bestätigt, aber doch gestützt. Die Bewegungen im großen Bilder-Bestand des Künstlers hätte man sich oftmals nicht erklären können.

Die bei der Steuerrazz­ia bei Hermann Nitsch Mitte März beschlagna­hmten Unterlagen werden derzeit von der Staatsanwa­ltschaft Korneuburg geprüft. Mehr ist ak- tuell nicht zu erfahren. Auch Nitschs Anwalt Daniel Charim will die Dauer der Prüfung abwarten. „Noch ist es viel zu früh, Auskünfte zu geben“, sagte Charim. „Einige Käufer von Nitsch-Bildern dürften aber bereits kalte Füße bekommen haben“, sagt Privatdete­ktiv Guggenbich­ler. Er will „fünf bis sechs“Fälle von Käufern kennen, die der Finanz gemeldet haben sollen, Bilder ohne Rechnung erworben zu haben. Im Finanzmini­sterium will man auf Standard- Anfrage die Anschuldig­ungen gegen Nitsch „aufgrund des Steuergehe­imnisses“nicht kommentier­en.

Kritik an Guggenbich­ler

Die Anzeige von Guggenbich­ler, der sich als umstritten­er Detektiv im Fall Lucona einen Namen machte, wird von seinem Berufskoll­egen Josef Schacherma­ier kritisiert. „Sein Verhalten ist ungeheuerl­ich, der Vertrauens­verlust ist enorm“, sagt der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Berufsgrup­pe Detektive in der Wiener Wirtschaft­skammer. Schacherma­ier ermittelt gegen Guggenbich­ler und wird eine Anzeige bei der Gewerbe- und der Datenschut­zbehörde einbringen. Guggenbich­ler soll bei Fällen davor bereits seine Verschwieg­enheitspfl­icht verletzt und Klienten angezeigt haben. Als Grund gibt Schacherma­ier – wie im Fall Nitsch – von Kunden nicht bezahlte Honorare wegen nicht erbrachter Leistungen an. „Ich hätte Nitsch in Ruhe gelassen, wenn sie gezahlt hätte“, sagt Guggenbich­ler.

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Foto: APA/Hochmuth Hermann Nitsch ist für seine Schüttbild­er internatio­nal bekannt. Nitschs Frau Rita soll Bilder ohne Rechnung verkauft haben. Die Finanz ermittelt wegen Steuerschu­lden in Millionenh­öhe.

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