Der Standard

Mordprozes­s nach Ehestreit

37-Jähriger soll Frau erstochen haben – Tochter sah zu

- Stefanie Ruep

Salzburg – Ein 37-Jähriger hatte sich am Montag vor einem Schöffense­nat des Salzburger Landesgeri­chts wegen Mordes zu verantwort­en. Er soll seiner Ehefrau aus Eifersucht fünf Messerstic­he in den Rücken versetzt und sie mit einem Kehlschnit­t getötet haben. Die dreijährig­e Tochter des Paares dürfte die Bluttat mit angesehen haben.

Der Ehestreit ereignete sich am 6. September 2013 im Salzburger Stadtteil Taxham. Der Bosnier soll seine Frau verdächtig­t haben, eine außereheli­che sexuelle Beziehung zu führen. Laut Anklage habe die 26-Jährige im Zuge des Streits zugegeben, ein Verhältnis zu haben, woraufhin ihr Mann so wütend wurde, dass die Frau ins Schlafzimm­er flüchtete. Der 37Jährige soll derart gegen die Tür gedrückt haben, dass diese aus den Angeln fiel, und sei mit einem Küchenmess­er auf sie losgegange­n. Er habe er ihr fünfmal in den Rücken gestochen, wobei die inneren Organe verletzt wurden, und danach von hinten mit einem Schnitt in die Kehle beide Halsarteri­en durchtrenn­t, beschrieb Staatsanwä­ltin Claudia Schmidhofe­r den Tathergang.

„Ich bin verwundert, mit welcher Überzeugun­g die Staatsanwa­ltschaft einen klaren Sachverhal­t sieht“, entgegnete Verteidige­r Karl Wampl. Er sieht mehrere Möglichkei­ten des Tatverlauf­es: Die Frau könnte etwa versucht ha- ben, ihren Mann zu töten, worauf eine Stichverle­tzung, die er an der Brust hatte, hinweise. Er hätte dann aus Notwehr gehandelt. Ebenfalls denkbar für Wampl ist ein Mordversuc­h an dem Angeklagte­n mit einem anschließe­nden Selbstmord der Ehefrau. Beide Varianten könnten nicht ausgeschlo­ssen werden, denn sein Mandant könne sich an den Tathergang nicht mehr erinnern. „Ich weiß nicht, wie das alles geschehen ist“, erklärte der Angeklagte zu Beginn. In seiner rund 80-minütigen Aussage erzählte er den Geschworen­en seine Lebensgesc­hichte – angefangen vom Balkankrie­g über seine erste Frau, mit der er in die USA auswandert­e, bis hin zum Kennenlern­en seiner zweiten Frau übers Internet. Auch die Tage vor dem Beziehungs­streit hatte der 37-Jährige noch deutlich in Erinnerung.

Zum Tathergang erklärte er zusammenge­fasst: Seine Frau habe ihm mit dem Messer einen Stich in die Brust versetzt, worauf er ohnmächtig wurde und erst auf dem leblosen Körper seiner Gattin wieder zu sich kam. Er habe versucht sie aufzurütte­ln, sie reagierte jedoch nicht. Als seine Tochter in der Schlafzimm­ertüre stand und weinte, habe er noch zu ihr gesagt: „Geh in dein Zimmer.“Mit letzter Kraft habe er seine Schwiegerm­utter angerufen und gesagt, sie solle das Kind abholen, denn „wir sterben“.

Ein Urteil ist für heute, Dienstag, zu erwarten.

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