Der Standard

„Wie eine jährliche Hypo-Pleite“

Industrie: Sieben Milliarden Mehrkosten bei Pensionen

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Wien – Die Industrie fühlt sich durch eine Bertelsman­n-Studie und das darin konstatier­te schlechte Abschneide­n Österreich­s (Rang 19) in puncto Zukunftsfä­higkeit bestätigt. Die Kritik, dass das Pensionssy­stem auf Dauer „nicht tragfähig“sei, wird mit neuen Zahlen untermauer­t. Demnach kann das langfristi­ge Wegschmelz­en der Beamtenpen­sionen die ASVG-Dynamik bei weitem nicht kompensier­en, wie der Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung, Christoph Neumayer, im Gespräch mit dem Standard erklärt.

Die Bundesmitt­el für das gesamte Pensionssy­stem steigen nach den auf Prognosen der Wirtschaft­sforscher von EcoAustria basierende­n Zahlen bis zum Jahr 2060 von derzeit 6,4 auf 8,6 Prozent der Wirtschaft­sleistung (BIP). Zum Vergleich: Ohne Beamte würde das Pensionslo­ch von 2,7 auf 5,6 Prozent wachsen. Die schrumpfen­den Beamtenpen­sionen reduzieren die Zuwächse also um nicht einmal ein Drittel. Allein der Zuwachs der Budgetkost­en für die Pensionen liegt somit bei 2,2 Prozent des BIPs oder sieben Mrd. Euro. „Das entspricht einer HypoPleite jährlich“, sagte Neumayer.

Die von der Regierung geplanten oder schon in Kraft getretenen Maßnahmen (z. B. bei Hacklerreg­elung und Invaliditä­tspension) hält er nicht für ausreichen­d. Vielmehr fordert die Industrie, dass alle Möglichkei­ten abgeschaff­t werden, vor dem gesetzlich­en Pensionsal­ter in Ruhestand zu treten. „Rein statistisc­he Veränderun­gen“, wie die verpflicht­ende Rehabilita­tion für erkrankte Personen, seien nicht ausreichen­d, befindet der Industriev­ertreter. Zudem bekräftigt Neumayer die Ansicht, dass das Pensionsal­ter von Männern und Frauen rascher angegliche­n werden solle.

Was den Generalsek­retär bei der Bertelsman­n-Untersuchu­ng alarmiert, ist der nach unten weisende Trend bei verschiede­nen Standort-Rankings. Neben den Pensionen hänge die verschlech­terte Einschätzu­ng mit den steigenden Arbeitskos­ten zusammen, bei denen Österreich „die rote Linie überschrit­ten“habe. Wie berichtet hat Eurostat erst kürzlich konstatier­t, dass die Arbeitskos­ten hierzuland­e seit 2008 um 18,9 Prozent und damit im Euroraum am stärksten gestiegen sind.

Neben den Wettbewerb­sproblemen in der Produktion sieht Neumayer wegen der hohen Abgabenlas­t zusehends Schwierigk­eiten für heimische Firmen, internatio­nale Führungskr­äfte nach Österreich zu bekommen. (as)

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