Lafarge und Holcim zementieren ihre Marktmacht
Die beiden größten Zementunternehmen Lafarge und Holcim bauen einen 40 Milliarden Euro großen Konzern auf. Um die Kartellwächter ruhig zu stimmen, sollen Beteiligungen vorab verkauft werden.
Paris/Zürich – Die am Montag verkündete Fusion von Lafarge und Holcim wird Österreich und die angrenzenden Märkte in Osteuropa nicht unberührt lassen. Lafarge verfügt über ein Zementwerk in der Steiermark und in Niederösterreich. Die Österreich- und Osteuropaaktivitäten haben die Franzosen 2011 mit der Strabag gebündelt, die in Ungarn ein eigenes Werk errichtet hatte. Holcim wiederum verfügt über einen Standort in der Slowakei nahe der österreichischen Grenze.
Dazu kommen weitere Werke in Ungarn und Tschechien. Der Schweizer Konzern beliefert von Osteuropa aus auch Österreich, wo der Marktanteil auf gut ein Fünftel geschätzt wird. Die Strabag erklärte, die Fusion ändere nichts an der Partnerschaft.
LafargeHolcim, wie der fusionierte Zement- gigant mit knapp 32 Milliarden Euro Umsatz und 40 Milliarden Euro Marktwert heißen soll, geht es erst einmal wie bei einer Scheidung zu. Denn zu allererst geht es um die Vermögensaufteilung. Laut Holcim-Aufsichtsratschef Rolf Soiron ist bereits ein Komitee eingesetzt, das da- rüber entscheiden soll, welche Beteiligungen das gemeinsame Unternehmen verkaufen wird. „Morgen“werde damit angefangen. Um Bedenken von Wettbewerbshütern entgegen zu treten, wird sich das Unternehmen von zehn bis 15 Prozent seiner Geschäftsbereiche trennen, kündigte LafargeHolcim an. Wie sich die Einsparungen regional aufteilen werden, ist bis dato nicht klar, zwei Drittel der Einsparungen sollen aber aus Europa kommen.
Zusammen sind die beiden Unternehmen in 90 Ländern tätig. Analysten von Morgan Stanley erwarten in einer Reihe von Märkten Probleme mit den Kartellbehörden. Denn in fünf Ländern (Frankreich, Kanada, Marokko, Philippinen und Rumänien) ha- ben die beiden Zementunternehmen zusammen einen Marktanteil von über 50 Prozent.
„Wir haben die Signale gehört“, sagte Soiron in Zürich vor Journalisten zu möglichen Bedenken von Kartellwächtern. Die Zementbranche ist in der Vergangenheit wiederholt von Wettbewerbshütern wie der EU-Kommission oder zuletzt der Behörde in Indien verurteilt weworden. Das fusionierte Unternehmen ist mit seiner schieren Größe eine Macht auf dem Zementmarkt.
Die Fusion des Zementunternehmens wird von einer Reihe von Großinvestoren unterstützt. Der aus der Gründerfamilie stammende Thomas Schmidheiny sowie der russische Zementmagnat Filaret Galtschew haben bei Holcim führende Rollen. Die beiden größten Aktionäre bei Lafarge sind die Holding des Belgiers Albert Frere, Groupe Bruxelles Lambert, und der ägyptische Hotel-Großinvestor Nassef Sawiris
Die Zementbranche ist in der Krise kräftig unter Druck gekommen. In Europa ist die Produktion laut Angaben des Branchenverbandes niedriger als vor fünf Jahren, weil der Absturz der Immobilienmärkte auch die Zementnachfrage einbrechen hat lassen. Lafarge und Holcim machen rund 60 Prozent ihres Umsatzes in aufstrebenden Schwellenländern in Asien, Lateinamerika oder Osteuropa. (as, sulu)