Der Standard

Existenz von Vatikanban­k IOR gesichert

Das umstritten­e „Institut für die religiösen Werke“wird weiter weltweit Bankgeschä­fte tätigen – zum Wohl der katholisch­en Kirche, wie der Vatikan jetzt verlauten ließ. Gleich mehrere innerkirch­liche Kommission­en hatten zuvor geprüft, ob die Bank aufgelös

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Die Vatikanban­k IOR wird nicht aufgelöst. Nach monatelang­en Beratungen hat Papst Franziskus entschiede­n, dass das „Institut für die religiösen Werke“weiterbest­ehen soll – in verkleiner­ter Form. Eine Reform der Vatikanban­k soll in den nächsten Wochen verabschie­det werden.

Aus einer am Montag ausgeschic­kten Mitteilung des Kirchensta­ats geht hervor, dass das umstritten­e Geldinstit­ut weiter weltweit Bankgeschä­fte tätigen wird. Es handelt sich primär um Finanzieru­ngen ausländisc­her Diözesen und Missionen. Die Bank wird künftig der AIF, der sogenannte­n Vatikan-Zentralban­k, unterstell­t und verliert ihre Autonomie.

Der vor gut einem Jahr eingesetzt­e deutsche Banker Ernst von Freyberg soll dem Institut auch künftig als Präsident vorstehen. Unter seiner Führung gab es bereits Fortschrit­te. So wurden etwa strengere Anti-Geldwäsche-Vorgaben eingeführt, Hunderte von Konten, darunter auch von ausländisc­hen Diplomaten, sind geschlosse­n worden. Künftig dürfen nur mehr Vatikan-Angestellt­e ein Konto beim IOR haben.

Erstmals hat IOR im Vorjahr eine Bilanz präsentier­t. Sie weist bei einer Bilanzsumm­e von fünf Mrd. Euro ein Eigenkapit­al von 769 Millionen Euro auf.

Mit Frömmigkei­t hatte die 1944 gegründete Vatikanban­k bisher nicht viel am Hut. Seit Jahrzehnte­n machten dem Heiligen Stuhl nicht nur dubiose Finanzgesc­häf- te zu schaffen. Manche Vorgänge muteten regelrecht wie Teufelswer­k an. Der Verdacht auf Betrug, Geldwäsche und Korruption hat im Vorjahr zur Absetzung von Generaldir­ektor Paolo Cipriani und seines Vizes Massimo Tulli geführt. Angeblich hatten nicht nur italienisc­he Politiker und ausländisc­he Diktatoren, sondern auch Mafiabosse ihr Geld beim IOR deponiert. Die Staatsanwa­ltschaft hatte Cipriani und andere spätestens seit 2010 im Visier, als 23 Mio. Euro wegen des Verdachts der Geldwäsche beschlagna­hmt worden waren. Der vormalige IOR-Präsident Ettore Gotti Tedeschi wurde 2012 kurzerhand entlassen. Papst Franziskus hat versproche­n, reinen Tisch bei den Vatikan-Finanzen zu machen.

 ?? Foto: AP / Gregorio Borgia ?? Das Istituto per le Opere di Religione, zu Deutsch: „Institut für die religiösen Werke“, ist Finanzdreh­scheibe im Vatikan. Nun soll sie reformiert werden.
Foto: AP / Gregorio Borgia Das Istituto per le Opere di Religione, zu Deutsch: „Institut für die religiösen Werke“, ist Finanzdreh­scheibe im Vatikan. Nun soll sie reformiert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria