Causa BayernLB: Gutachten soll Hypo zu hoch bewertet haben
München – Die BayernLB ist beim fatalen Kauf der Hypo Alpe Adria nach Einschätzung eines Sachverständigen von fragwürdigen Unternehmensbewertungen ausgegangen. So sei die österreichische Bank in dem ersten von mehreren Gutachten vor dem Kauf viel zu hoch bewertet worden, sagte Bankenprofessor Bernhard Schwetzler am Montag im Strafprozess gegen Ex-BayernLB-Chefs vor dem Landgericht München.
Gewinne seien dort „gewissermaßen doppelt gezählt“worden, nämlich sowohl für die Aufstockung der Rücklagen der Bank als auch zur Ausschüttung an die Anteilseigner. Ohne diese doppelte Buchung hätte das Gutachten nur einen Firmenwert von 1,3 Milliarden statt 2,8 Mrd. Euro ergeben, sagte der Wirtschaftswissenschafter von der Handelshochschule Leipzig. „Diesen dicken Schnitzer, den muss meines Erachtens ein Vorstand sehen.“
Der Fehler sei zwar in den darauffolgenden Gutachten, auf die sich die BayernLB vor dem Kauf stützte, korrigiert worden. Doch gleichzeitig basierten die Folgegutachten auf optimistischeren Geschäftserwartungen. „Man würde erwarten, dass bei optimistischeren Annahmen der Wert steigt“, führte Schwetzler aus. Doch wegen des Fehlers im ersten Gutachten sei die als Kaufpreis angemessen erscheinende Summe in den späteren Gutachten gesunken: „Es ist niemandem aufgefallen, dass die Annahmen zwar optimistischer geworden sind, aber der Unternehmenswert um 400 Millionen Euro zurückging.“
Der Einstieg bei der Hypo 2007 wurde für die BayernLB zum milliardenschweren Fiasko. Die Landesbank aus München hatte für rund 1,7 Milliarden Euro gut die Hälfte der Anteile an der Kärntner Landesbank übernommen. Doch selbige entpuppte sich als hoffnungslos marod und musste deshalb Ende 2009 in Österreich notverstaatlicht werden. Die Staatsanwaltschaft München beschuldigt die frühere BayernLB-Führungsriege rund um Werner Schmidt und Michael Kemmer, die Hypo überteuert gekauft und damit Geld der BayernLB veruntreut zu haben. Die Angeklagten weisen das zurück, und es gilt die Unschuldsvermutung. (Reuters)