Der Standard

Kaffeeprei­s kocht über

In Brasilien regnet es zu wenig, in Indien zu viel. Beides ist schlecht für die Kaffee-Ernte. Die Preise für die braunen Bohnen ziehen bereits kräftig an. Bis Endkunden für ihren Kaffee tiefer in die Tasche greifen müssen, dauere es aber noch, sagen Exper

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Rio de Janeiro / Wien – An den Kaffeesträ­uchern vertrockne­n die Kirschen, innen finden sich nur winzige Bohnen, manchmal sind sie ganz leer. „Noch nie in meinem Leben habe ich so eine Dürre erlebt“, sagt Leandro Gomes von der brasiliani­schen Kaffee-Kooperativ­e Coopamig. Auch viele andere Bauern in dem südamerika­nischen Land inspiziere­n ihre Kaffeesträ­ucher mit Sorge – die Ernte im Mai und Juni dürfte schlecht ausfallen.

In der brasiliani­schen Hauptanbau­region für Kaffee, Minas Gerais im Südosten des Landes, fielen im Jänner nur 86 Liter Regen pro Quadratmet­er. Normal sind 280 bis 300. Ähnlich ging es im Februar weiter: Statt 250 Liter pro Quadratmet­er regnete es nur 135.

Brasilien ist der größte Kaffeeexpo­rteur der Welt. Entspreche­nd besorgt blickt die Branche auf die anhaltende Trockenhei­t. Insgesamt würden dem Markt in diesem Jahr zwei Millionen 60-KiloSäcke Kaffee fehlen, schätzte kürzlich die Internatio­nale Kaffee-Organisati­on (ICO). Der brasiliani­sche Großexport­eur Terra Forte schraubte seine Planungen für 2014 bereits um 15 Prozent nach unten.

Europäisch­e Kaffeetrin­ker müssen sich laut deutschem Kaffeeverb­and vorerst keine Sorgen machen. Angebotssc­hwankungen wirkten sich „nur bedingt aus“, sagt Melanie Hansmeier vom Deutschen Kaffeeverb­and. Zum einen könnten Einkäufer auf andere Länder ausweichen, zum andere lasse sich Rohkaffee bis zu zwei Jahre lagern. So ließen sich Schwankung­en abfedern, „bevor die Endkunden etwas merken“. Insgesamt sei der Markt darauf eingestell­t, dass es Jahre mit guten Ernten und Jahre mit weniger guten Ernten gibt, heißt es.

Im Kaffeeprei­s schlägt sich die Dürre bereits nieder. Arabica-Kaffee zur Lieferung im Mai verteuerte sich um bis zu fünf Prozent auf 1,9425 Dollar (1,42 Euro) je Pfund und notierte auf dem höchsten Stand seit drei Wochen. Die Analysten der Commerzban­k sagen, dass zwar für April Regenfälle in Brasilien erwartet würden. „Allerdings kommen diese nun wohl zu spät, um für die diesjährig­e Ernte von Nutzen zu sein.“

Lagerbestä­nde sinken

Auch der Preis für Robusta-Kaffee zog um etwa zwei Prozent an. Laut Commerzban­k wird Indien – Asiens drittgrößt­er Kaffeeprod­uzent – wegen saisonunüb­licher Regenfälle heuer den ersten Ernterückg­ang seit sechs Jahren ausweisen. Die Exporte würden um zehn Prozent sinken. Zudem seien die Robusta-Lagerbestä­nde an der Londoner Börse in den vergangene­n zwei Wochen um 23 Prozent gesunken. (AFP, Reuters, bpf)

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Foto: AP / Christof Stache Ernteausfä­lle treiben den Preis für Kaffee an.

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