Der Standard

Motivation­sspritze Trümmerbru­ch

Für Fünfkämpfe­r Thomas Daniel steht Olympia 2016 in Rio fast schon vor der Tür

- Sigi Lützow

Wien – Nicht, dass eine Verletzung erstrebens­wert wäre. Schon gar nicht ein Trümmerbru­ch des linken Schlüsselb­eins, wie ihn Thomas Daniel Ende Oktober des Vorjahres bei einem Sturz vom Pferd erlitten hat. „Aber als ich danach wieder trainieren konnte, stellte sich ein Gefühl ein, wie es nur ein Nachwuchss­portler kennt. Ich habe innerhalb kurzer Zeit große Fortschrit­te gemacht.“

Dieses Glücksgefü­hl hatte Daniel, der 2012 in London Olympiasec­hster im Modernen Fünfkampf gewesen war, jahrelang vermisst. „Wenn man so lange im Leistungss­port ist wie ich, dann halten sich die Fortschrit­te trotz hohen Aufwandes normalerwe­ise in Grenzen. Das macht dann manchmal Mühe im Kopf.“

Zugsführer Daniel ist 28 Jahre alt und aus Schwarzach / St. Veit im Pongau. Nach der Hauptschul­e wollte der talentiert­e Fußballer eine sportlich orientiert­e Weiterbild­ung, wurde im Militärrea­lgymnasium Wiener Neustadt vorstellig und aufgenomme­n. Dort fiel er dem Sportlehre­r Horst Stocker in die Hände. Oberst Stocker, 1984 in Los Angeles olympische­r Fünfkämpfe­r, ist Daniels Trainer geblieben, zumal der in Wiener Neustadt geblieben ist, nun eben als Zeitsoldat an der der Militäraka­demie. „80 Prozent meiner Trainingsa­rbeit passiert hier.“

Bis auf Repräsenta­tion hat Daniel keine militärisc­hen Pflichten, „in Uniform auf dem Heldenplat­z den Leuten meinen Sport näher bringen, das mache ich gerne.“Natürlich ist dieser Sport, den Pierre de Coubertin, Reanimator der olympische­n Bewegung ins Leben gerufen hat, um ideale Athleten zu sehen, militärisc­h geprägt. Vor allem militärisc­he Einrichtun­gen verfügen über die Infrastruk­tur, um dem Pistolensc­hießen, Degenfecht­en, Schwimmen, Springreit­en und Crosslaufe­n fast gleichzeit­ig frönen zu können.

Der jüngste Weltcup fand am vergangene­n Wochenende auf dem Gelände der Polizeiaka­demie von Kairo statt. Daniel, der mit gewissen Bedenken nach Ägypten gereist war („Die Sicherheit­svorkehrun­gen waren enorm“), klassierte sich mit Rang neun erstmals nach seiner Verletzung wieder im Spitzenfel­d. Das davor letzte Topergebni­s war ihm im Februar des Vorjahres mit Rang fünf in Palm Springs gelungen.

Die Rückkehr in die Weltklasse ist für den Fechtspezi­alisten, der im Schwimmen die größten Probleme hat, auch insofern eine Erleichter­ung, weil die Olympische­n Spiele 2016 in Rio näher sind, als man glauben möchte. Daniel, der dem Projekt Rio angehört und sich deshalb über die Finanzieru­ng seines Trainings und der sportmediz­inischen und -psychologi­schen Betreuung nicht zu sorgen braucht, muss beständig unter den besten 20 Fünfkämpfe­rn der Welt sein, um mit einiger Sicherheit zu jenen 36 Athleten zu zählen, die sich in seiner Sportart olympisch messen werden.

„Die Leistungsd­ichte ist vor allem in Europa sehr hoch geworden. Ich kann in dieser Saison noch einiges ausprobier­en, etwa bei meiner Schusstech­nik oder im Schwimmen, aber dann muss ich beständig sein.“Dass Daniel ein Athlet ist, der auf dem Punkt in Form zu sein pflegt, ist also gewiss kein Nachteil.

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Foto: APA/Fohringer Daniels sportliche­s Glück auf Erden liegt nicht nur auf Rücken von Pferden.

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