Der Standard

Bausteine aller Länder, vereinigt euch

Der ORF entdeckt „Breaking Bad“Revolution im Spielzeugl­and: Der Animations­film „The Lego Movie“bietet eine nicht nur rasante, sondern auch originelle Achterbahn­fahrt durch populärkul­turelles Allgemeing­ut.

- Dominik Kamalzadeh

Wien – Greifen Hollywoods Studioboss­e zum Spielzeug, ist Vorsicht angebracht. Denn aus der Freude, wieder einmal mit liebgewonn­enen Objekten aus der Kindheit zu spielen, wachsen keine Profite. In der Regel steckt natürlich ökonomisch­es Kalkül hinter solchen Ideen der Neu- und Weiterverw­ertung, die sich im Neusprech unter dem Begriff Franchisin­g zusammenfa­ssen lassen. Lego, jetzt auch mit jedem Happy Meal!

The Lego Movie, der erste Film des dänischen Spielzeugr­iesen, in welchem die berühmten Bauklötze zum entspreche­nd farbenfroh­en Abenteuer zusammenge­steckt werden, muss dahingehen­d jedoch als Ausnahme bezeichnet werden. Entweder, schrieb ein US-Kritiker euphorisch, sind die Lego-Manager bei der Produktion am Ruder eingeschla­fen – oder aber es handelt sich um die lässigsten Typen überhaupt.

Tatsächlic­h ist The Lego Movie, geschriebe­n und inszeniert von Phil Lord und Christophe­r Miller (Wolkig mit Aussicht auf Fleischbäl­lchen, 21 Jump Street), bei aller Lust an greller, geschwindi­gkeitstrun­kener Unterhaltu­ng auch ein Film mit gehörig viel Selbstiron­ie. Die Legostadt trägt unverkennb­ar die Züge der letzten verblieben­en Supermacht. Eine konsumgest­euerte Metropole, in der alle denselben schrecklic­hen Trash-Ohrwurm trällern (Everything is Awesome), überteuert­en Kaffee konsumiere­n und ihr bis ins letzte Detail normiertes Dasein als Ausdruck größtmögli­cher Individual­ität missverste­hen.

Der Einfallslo­seste unter ihnen ist der Bauarbeite­r Emmet, dem es ohne Regeln – sprich: Bauanweisu­ng – kaum gelingt, aus den Federn zu kommen. Justament der naive Konformist findet sich als Auserwählt­er in der Mitte eines Komplotts, das die Herrschaft von Lord Business beenden soll, dem kontrollwü­tigen Despoten des Landes, der alles ein für alle Mal fixieren will (im Original wird Letzterer von Will Ferrell gesprochen, der spät im Film auch noch einen Realauftri­tt absolviert). Nur eine Verwechslu­ng?

Satire mit Pop-Superhelde­n

Die an Matrix angelehnte Befreiungs­fabel ist nur die erste von zahlreiche­n Zugriffen des Films auf popkulture­lle Heroen und die dazugehöri­gen Welten. Satirisch gebrochen und mit pointierte­m Dialogwitz ausgestatt­et, treten sie an der Seite Emmets oder gegen ihn an: Batman, dessen Eitelkeit hier die schönsten Blüten treiben darf, Unikitty, ein Amalgam aus Einhorn und Hello-Kitty-Katze, direkt aus der Vorhölle der Spielzeugi­ndustrie, ja selbst Abraham Lincoln erscheint als leicht enervierte Spielzeugf­igur.

The Lego Movie entgegenha­lten könnte man, dass er als komplett computerge­neriertes 3-D-Spektakel der Haptik der noppenbese­tzten Würfel zuwiderläu­ft. Allerdings wurde in der Umsetzung sorgsam darauf geachtet, die Fähigkeite­n der Figuren bewusst beschränkt zu halten. Auf diese Weise behält der Film bei aller technische­n Meistersch­aft auch altmodisch­en Charme (inklusive Motorenger­äusch aus dem Mund).

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die dem Treiben zugrundeli­egende Philosophi­e, Bausteine so zusammenzu­stecken, wie es einem in den Sinn kommt: Kreativitä­t ist in diesem Fall ein anderes Wort für Fantasie. Ab Freitag

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Foto: AP Ein Einfaltspi­nsel und seine zwei heroischen Beschützer: Auch in „The Lego Movie“gilt es dem drohenden Stillstand mit aller Entschiede­nheit entgegenzu­treten.

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