Der Standard

Der Monarch ist kein Faschingsp­rinz

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Die Kiwis, wie sich Neuseeländ­er in Anspielung auf ihren stark bedrohten Nationalvo­gel gern selbst bezeichnen, waren schon immer Dickschäde­l. Maori-König Te Arikinui Tuheitia Paki (58) ist da keine Ausnahme, wie Prinz William und seine Frau Kate bei ihrer ersten großen Auslandsre­ise mit Söhnchen George erfahren mussten.

Bei ihrer Ankunft in Wellington am Montag gab es zwar jede Menge Hongi, also traditione­lle Nasenküsse. Doch den Besuch beim König musste das Thronfolge­rpaar schon im Vorfeld streichen. Grund: Tuheitia war empört, dass für den Besuch des Herzogs und der Herzogin von Cambridge nur 90 Minuten eingeplant waren. Der König und seine Entourage seien „keine Faschingsa­ttraktione­n“, die auf Abruf bereitstün­den, ließ das Königshaus der Maori dem Buckingham-Palast und der neuseeländ­ischen Regierung ausrichten.

Im Vergleich zu europäisch­en Königshäus­ern hat Neuseeland eine relativ kurze Thron-Tradition. Die Gründung der Königsbewe­gung Kingitanga 1858 war praktisch Notwehr gegen die britische Krone. In diesem Jahr überstieg die Anzahl von Pakeha, wie zugewander­te Europäer bis heute genannt werden, erstmals die damals 70.000 auf Neuseeland lebenden Maori.

Auf New Zealand History online und in der Encycloped­ia of New Zealand ist nachzulese­n, dass die Suche nach einem König unter den Clanchefs damals nicht einfach war, weil diese in ihren eigenen Territorie­n zu tief verwurzelt waren.

Potatau Te Wherowhero, ein Mann mit großem schamanist­ischem Einfluss, willigte schließlic­h ein, der erste König von Neuseeland zu werden. Ihm folgten in direkter Linie bisher sechs Oberhäupte­r. Tuheitia sitzt seit dem Tod seiner Mutter Te Atairangik­aahu im Jahr 2006 auf dem Thron. Er hat fünf Schwestern und einen Bruder, ist verheirate­t und selbst Vater dreier Kinder.

So massiv der Thron aus Holz auch ist, hat er doch keine rechtliche Bedeutung. Neuseeland gehört dem Commonweal­th an, Queen Elizabeth II ist das Staatsober­haupt. Doch allein die symbolisch­e Bedeutung verleiht König Tuheitia, der früher als Kulturmana­ger an verschiede­nen Universitä­ten tätig war, viel Macht. Sein Einsatz für die Bewahrung der Maori-Kultur ist auch Antrieb für republikan­ische Bewegungen, die Queen als Staatsober­haupt abzuschaff­en und den Union Jack aus der Flagge Neuseeland­s zu verbannen. Michael Simoner

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F.: AP Maori-König Te Arikinui Tuheitia Paki gab den Royals einen Korb.

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