Der Standard

Zins- und Steuerfall­e

- Andreas Schnauder

Auch wenn es dafür keiner Statistik bedürfte, weil die Diskrepanz zwischen Lebenshalt­ungskosten und Lohnzettel ohnehin jeder kennt: Der Sinkflug der Realeinkom­men verdient allein schon aus Gründen der politische­n Aufklärung eine Betrachtun­g. Die von der Statistik Austria am Montag präsentier­ten Zahlen zeigen klar auf, wo die Österreich­er der Schuh drückt. Gewiss waren die Lohn- und Gehaltsanp­assungen in den letzten Jahren nicht gerade rosig, doch das satte Minus, das unter dem Strich bei den Realeinkom­men steht, ist nicht dem Geiz der Arbeitgebe­r geschuldet, sondern dem Mix aus steigenden Steuern und Zinstief. Gemeinsam haben die beiden Punkte, dass sie allesamt im Einflussbe­reich der öffentlich­en Wirtschaft­s- und Geldpoliti­k stehen.

Der Staat langt über recht ungenierte­s Drehen an der Steuerschr­aube zu, obwohl er seine Einnahmen ohnehin über die kalte Progressio­n ständig überpropor­tional ausweitet. Das muss er auch, hat er doch seine Kosten überhaupt nicht im Griff. Einfacher, als seine Strukturen in Ordnung zu bringen, ist es als Abgabenmon­opolist halt immer noch, mit „Preiserhöh­ungen“zu agieren.

Die Notenbanke­n tun ihr Übriges. Die „finanziell­e Repression“greift um sich, Spareinlag­en werden mit negativen Realzinsen entwertet. Dass es auf längere Sicht so bleiben wird, ist so gut wie sicher. Zins- und Steuerfall­e garantiere­n den staatliche­n Jagderfolg.

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