Der Standard

Vieles im Argen

- Petra Stuiber

Es ist also gelungen, bei diesen Besetzunge­n ein Verhältnis von 8 (SPÖ) zu 1 (ÖVP) zu erzielen, worüber ich mich sehr freue und dir gerne davon berichte.“Also schrieb der damalige Begas-Chef Rudolf Simandl 2005 an den „sehr geehrten Herrn Landeshaup­tmann“Hans Niessl. Das im Kurier veröffentl­ichte Schreiben lässt tief blicken: In die Unkultur des burgenländ­ischen Energiever­sorgers, in dem es offenbar üblich war, jeden Posten, bis hin zum Monteur, parteipoli­tisch zu besetzen.

Im Büro von Landeshaup­tmann Niessl will man sich an einen solchen Brief freilich nicht erinnern. Und außerdem: Damals habe das Land noch gar keinen Einfluss auf etwaige Postenbese­tzungen gehabt. Bleibt da noch die österreich­ische Realverfas­sung. Diese lehrt, dass ein Firmenchef wohl gute Gründe dafür haben wird, wenn er akribisch die Parteibüch­er seiner Angestellt­en zählt und das gerne dem Landeshaup­tmann schreibt.

Nun ist Simandl gefeuert und ein Fall fürs Gericht. Hans Niessl wird nicht müde zu betonen, dass er in der Affäre Begas „für volle Transparen­z“stehe. Wenn er es ernst meint, muss der Landeshaup­tmann aufklären: ob der Brief bei ihm gelandet ist und wie er geantworte­t hat; ob ein Zusammenha­ng zwischen der Simandl’schen Farbenlehr­e und seiner kurz darauf erfolgten Verlängeru­ng bestand; und ob sichergest­ellt ist, dass gewisse Herr- und Frauschaft­en den Energiever­sorger nicht länger als Selbstbedi­enungslade­n sehen.

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