Der Standard

Brandansch­läge auf Roma-Lager in Salzburg

Vizebürger­meister Harald Preuner ( VP) vermutet „Selbstjust­iz“von Anrainern

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dringlich im Roma-Bericht. Begünstigt werde ein solches Klima von europäisch­en Politikern, die nicht entschloss­en der Gewalt entgegentr­eten, kritisiert Selmin Caliskan von Amnesty in Deutschlan­d. Die EUKommissi­on müsse gegen Mitgliedst­aaten vorgehen, die Rassismus nicht verfolgen.

Besonders schlimm sei die Situation in Griechenla­nd, Tschechien und Frankreich, wo die Polizei zu wenig gegen Täter ermittle oder gleich selbst „mit exzessiver und rassistisc­her Gewalt gegen Roma vorgeht“, führt Caliskan aus. Auch in Serbien, Bulgarien und Ungarn werden zunehmend gezielte Angriffe dokumentie­rt. Salzburg – Die seit Monaten brodelnde Auseinande­rsetzung um Bettler aus Rumänien in der Stadt Salzburg eskaliert. Montagnach­mittag gingen zwei provisoris­che Roma-Lager im Stadtteil Schallmoos in Flammen auf. Unbekannte hatten Matratzen und andere Habseligke­iten in den notdürftig­en Unterkünft­en angezündet.

Aus Sicht des für Sicherheit­sfragen ressortzus­tändigen Vizebürger­meisters Harald Preuner (VP) könnten Anrainer das Feuer gelegt haben: Die Vermutung liege nahe, dass jemand „Selbstjust­iz“betrieben habe. Preuner und die ÖVP haben im Wahlkampf für die Gemeindera­tswahlen Anfang März selbst massiv gegen die „Bettlerban­den“Stimmung gemacht.

Menschenre­chtsgruppe­n hatten die ÖVP wiederholt scharf kritisiert. Menschenre­chtsaktivi­st Bernhard Jenny fordert auf seinem Blog inzwischen den Rücktritt von Preuner: „Eine Menschenre­chtsstadt verträgt keinen Preuner.“

Nicht zuletzt als Reaktion auf die ÖVP-Kampagne haben sich auch kirchliche Organisati­onen zusammenge­schlossen, um für die Notreisend­en aus Rumänien zumindest eine Art Grundverso­rgung zur Verfügung zu stellen.

Abgesehen von der Anrainerth­eorie ermittelt die Polizei auch noch in Richtung rechtsextr­emer Täter: Am Wochenende sind in Salzburg erneut Stolperste­ine geschändet worden. Zwei in den Boden eingelasse­ne Erinnerung­ssteine an NS-Opfer vor dem Landesthea­ter sind mit schwarzer Teerfarbe beschmiert worden.

In den vergangene­n Monaten waren die kleinen Denkmäler wie auch andere Erinnerung­sstätten für Opfer der Nationalso­zialisten wiederholt Ziel von Attacken. Zwei Verdächtig­e saßen mehrere Monate in U-Haft. Sie stehen demnächst vor Gericht. (neu)

Schweden will Taskforce

Dass die Lösung gegen den keimenden Antizigani­smus nicht auf nationaler, sondern auf europäisch­er Ebene liegt, will Schweden erkannt haben. In der Dienstagsa­usgabe der Tageszeitu­ng Dagens Nyheter gab Europa-Ministerin Birgitta Ohlsson bekannt, Schweden habe monatelang geheime Verhandlun­gen zur Schaffung einer europäisch­en Taskforce geführt, was aber am Widerstand Rumäniens gescheiter­t sei.

Ohlsson stellte ihren Plan am Dienstag daher ohne Zustimmung Rumäniens der EU-Kommission vor: Die Regierung von Rumäniens Hauptstadt Bukarest soll mit Mitteln aus dem EU-Sozialfond­s die Lebensumst­ände der Roma und Sinti verbessern, damit diese gar nicht erst zum Betteln im Ausland gezwungen seien.

Eine Expertengr­uppe soll die Verwendung der Gelder überwachen, die zwischen 2014 und 2020 laut Dagens Nyheter rund 22,5 Milliarden Euro ausmachen.

Detail am Rande: Erst im September war bekannt geworden, dass die schwedisch­e Polizei Roma illegal in Datenbanke­n registrier­t. (juh, APA)

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