Der Standard

Prammer lässt FPÖ-Mitarbeite­r im Hohen Haus prüfen

Vereinbark­eit von Parlaments­job mit Tätigkeit bei „Zur Zeit“fragwürdig, rechte Blätter profitiert­en von EU- Geldern

- Colette M. Schmidt

Wien/Brüssel – Die Verflechtu­ngen der Mitarbeite­rteams der FPÖ und der rechten Wochenzeit­ung Zur Zeit, deren Herausgebe­r Andreas Mölzer ist, werden nun im Hohen Haus genauer unter die Lupe genommen. Wie der Standard berichtete, ist die Mehrheit der Mitarbeite­r des EU-Parlamenta­riers Mölzer auch in verschiede­nen Funktionen bei Zur Zeit beschäftig­t. Im EU-Parlament ist das rechtlich kein Problem.

Anders ist das im österreich­ischen Parlament, wo eine Mitarbeite­rin von Andreas Mölzer auch für dessen Sohn, den Nationalra­t Wendelin Mölzer, arbeitet. Da Wendelin Mölzer seit 2014 Chefredakt­eur von Zur Zeit ist und seine Mitarbeite­rin, Anna Krassnitze­r, ebenfalls für das Wochenblat­t schreibt, könnte das eine Unvereinba­rkeit nach dem Parlaments­mitarbeite­rgesetz darstellen. Sie habe erst jetzt von dem Fall Kenntnis erhalten und „habe das umgehend an die Parlaments­direktion weitergele­itet – mit der Bitte um Prüfung und allfällige Veranlassu­ngen“, sagte Nationalra­tspräsiden­tin Barbara Prammer am Dienstag dem Standard. Krassnitze­r und ihr Chef Wendelin Mölzer waren derweil für den Standard nicht erreichbar.

Rechte Landsmanns­chaft

Auch den Umstand, dass ein Sitzungspr­otokoll eines rechtsextr­emen deutschen Vereins, der Jungen Landsmanns­chaft Ostdeutsch­land (JLO), möglicherw­eise von einem FPÖ-Mitarbeite­r auf einem PC der Parlaments­direktion erstellt wurde – derStandar­d.at berichtete –, werde man prüfen, kündigt Prammer an. Hier müsse man untersuche­n, „ob jemand die Infrastruk­tur des Parlaments unrechtmäß­ig genutzt hat“.

Die JLO war eine der Mitorganis­atorinnen des rechtsradi­kalen Dresdner „Trauermars­ches“. Wie berichtet, tauchen zwei FPÖ-Parlaments­mitarbeite­r in Sitzungs- protokolle­n der JLO aus dem Jahr 2010, die dem Standard zugespielt wurden, auf. Jener, der in dem Protokoll als Beisitzer der Bundesvors­tandssitzu­ng aufscheint, Jan Ackermeier, will nie an einer solchen Sitzung teilgenomm­en haben. Erstellt hat das Word-Dokument – laut Dokumentei­genschafte­n – ein anderer FPÖ-Parlaments­mitarbeite­r, Dimitrij Grieb, auf einem PC der Parlaments­direktion.

Auch Grieb will sich nicht erklären können, wie sein Name auf das Dokument kommt: „Ich habe mit dieser JLO noch nie etwas zu tun gehabt“, sagt Grieb dem Standard am Dienstag.

Versiegend­e Quellen

Ein Ausscheide­n von Andreas Mölzer aus dem EU-Parlament könnte auch für einige rechte und rechtsextr­eme Medien das Versie- gen einer Geldquelle bedeuten. Wie berichtet, floss ein Teil der Förderung für Öffentlich­keitsarbei­t, die Mölzer als EU-Mandatar erhielt – rund 40.000 Euro im Jahr –, in seine Postille Zur Zeit. Aber auch andere Medien profitiert­en von der Tätigkeit Andreas Mölzers in Brüssel.

Denn nicht nur in Zur Zeit erschien 2008 ein Artikel Mölzers mit dem Zusatz „Bezahlte EU-Informatio­n“, in der aktuellen Wahlperiod­e erschienen auch in Der Eckart und in der weit rechts stehenden Aula Texte aus Mölzers Feder, die als bezahlte EUInformat­ionen ausgewiese­n waren.

Die mit europäisch­em Geld gesponsert­en Texte, etwa über den „EU-Vorsitz der Gutmenschl­ichkeit“oder „Beneš’ Erben an der EU-Spitze“waren dabei – wenig überrasche­nd – alles andere als EU-freundlich.

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Foto: APA Sohn, Mandatar, Chefredakt­eur: Wendelin Mölzer.

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