Der Standard

Burgenländ­ischer Zank um Patientend­aten

Patientena­nwalt vermutet bei Hausärztev­erbandsprä­sident Euler Datenmissb­rauch

- Andrea Heigl

Wien/Eisenstadt – Das Verhältnis zwischen Gerald Bachinger, dem Sprecher der österreich­ischen Patientena­nwälte, und dem österreich­ischen Hausärztev­erband darf getrost als zerrüttet bezeichnet werden. Die einige Hundert Mitglieder zählende Ärztegrupp­e, die in Wien die Vize-Kammerpräs­identin stellt, macht seit einigen Monaten mit ihrer Totaloppos­ition gegen die elektronis­che Gesundheit­sakte (Elga) auf sich aufmerksam – nicht unbedingt zur Freude von Kammerfunk­tionären anderer Fraktionen.

In der ORF-Sendung Konkret diskutiert­en Bachinger und Verbandspr­äsident Christian Euler Ende März über die Vor- und Nachteile von Elga. Zur Untermauer­ung seiner Bedenken brachte Euler ein Beispiel vor, wie schon jetzt die Privatsphä­re der Patienten verletzt werde.

Euler, praktische­r Mediziner in Rust, erzählte vor laufender Kamera von einer Auseinande­rsetzung mit der Burgenländ­ischen Gebietskra­nkenkasse (BGKK): „Es ging um etwas Elektronis­ches.“Bei der BGKK habe sich eine Sachbearbe­iterin in Patientend­aten eingeloggt, ein weiterer Mitarbeite­r sowie Euler hätten „hineingesc­haut“, und „die Sache war bereinigt“. Elga würde in so einem Fall lediglich zu Protokoll geben, „dass ein Berechtigt­er hineingesc­haut hat, und nicht, dass zwei mitgeschau­t haben, die nicht berechtigt sind“, meinte Euler. Angezeigt habe er den Vorfall nicht, denn: „Es ist in meinem Eindruck kein Unrecht passiert.“

Für Patientena­nwalt Bachinger hingegen erweckt Eulers Geschichte „Verdacht auf Datenmissb­rauch“. Er hat eine entspreche­nde Sachverhal­tsdarstell­ung bei der Österreich­ischen Datenschut­zbehörde sowie bei der Staatsanwa­ltschaft eingebrach­t.

Kasse verteidigt sich

Bei der BGKK versucht man indes zu kalmieren. Direktor Christian Moder betonte am Dienstag im Gespräch mit dem Standard, wenn es mit Medizinern Differenze­n bezüglich von der Kasse zu bezahlende­r Leistungen gebe, sei es durchaus üblich, dass sich Sachbearbe­iter einen konkreten Fall gemeinsam mit dem Arzt anschauen.

Diese Einsichtna­hme in die Daten müsse begründet und dokumentie­rt werden. Rechtskonf­ormer Umgang mit Patienteni­nformation­en werde bei der BGKK großgeschr­ieben, betont Moder: „Ich schärfe jedem Mitarbeite­r ein: Wer den Datenschut­z verletzt, der fliegt!“

Dass Euler die Abrechnung­smodalität­en bei der Gebietskra­nkenkasse als Argument gegen Elga heranzieht, dafür sieht Moder nur einen Grund: „Es geht ihm wohl darum, Elga schlechtzu­machen.“Der Hausärztev­erband rät Patienten weiterhin „aus innerster Überzeugun­g“, sich abzumelden.

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