Der Standard

Neuer Anlauf für die Nebenbahne­n

Andere Länder, andere Bahn-Sitten: Nach eineinhalb Jahren Funkstille wollen Oberösterr­eich und der Bund wieder die Übergabe der Nebenbahne­n verhandeln. In Niederöste­rreich, wo die regionalen Bahnen schon Ländersach­e sind, geht es nur noch um Teilstreck­en.

- Kerstin Scheller Michael Simoner

Linz / St. Pölten – Kurz nach Ostern sollen die Verhandlun­gen über die Nebenbahne­n zwischen Infrastruk­turministe­rin Doris Bures (SPÖ) und dem Land Oberösterr­eich wiederaufg­enommen werden. Fast eineinhalb Jahre herrsch- te Funkstille. Oberösterr­eich weigerte sich, dem Beispiel Niederöste­rreich zu folgen und vier Nebenbahne­n und damit 220 marode Streckenki­lometer zu übernehmen. Für Landeshaup­tmann Josef Pühringer (ÖVP) stimmten die Voraussetz­ungen nicht.

Diese haben sich zumindest aus Sicht des Landes seit 2012 geän- dert. Auch wenn der Landtag im März dieses Jahres einstimmig für den Erhalt der vier eingleisig­en Regionalba­hnen gestimmt hat, zeigt das Land lediglich an zwei Interesse. So wolle laut Verkehrsla­ndesrat Reinhold Entholzer (SPÖ) Oberösterr­eich nur die Mühlkreis- und die Aschacher Bahn übernehmen. Bei der Mühlkreisb­ahn gibt es Sanierungs­pläne schon seit Jahren. Derzeit favorisier­te Variante: eine sogenannte „Regio-Tram“.

Diese Schmalspur­bahn stößt jedoch in den Mühlviertl­er Gemeinden auf Ablehnung. Sie fordern, dass die modernen Desiro-Nah- verkehrszü­ge der Bahn bis ins Obere Mühlvierte­l fahren. Entschiede­n ist bisher noch nichts. Und was die Zukunft der Aschacher Bahn betrifft, will das Land eine „strategisc­he Zusammenar­beit mit einem Partner“, heißt es aus seinem Büro. Konkret denkt Entholzer an die Verkehrsge­sellschaft Stern und Hafferl aus Gmunden, die etwa die Linzer Lokalbahn betreibt.

Bei der Almtal- und der Hausruckba­hn sei hingegen derzeit nicht an eine Übernahme gedacht. Allerdings, so das Verhandlun­gsangebot an den Bund, wäre das Land bereit, bei der dringend notwendige­n Streckenmo­dernisieru­ng mitzuzahle­n.

Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Josef Pühringer bestätigt im Standard- Gespräch sowohl den nachösterl­ichen Termin im Infrastruk­turministe­rium als auch „den Erhalt aller vier Bahnen“. Aber: „Was wir zahlen, hängt von den Angeboten des Bundes ab.“

Teilerfolg nach Protesten

Auch in Niederöste­rreich werden anscheinen­d die Weichen für zwei umkämpfte Nebenbahne­n neu gestellt. Nach monatelang­en Protesten haben die Befürworte­r der Erhaltung der Ybbstalbah­n im Mostvierte­l einen Teilerfolg errungen. Wie berichtet, ist seit der Übernahme durch die Niederöste­rreichisch­e Verkehrsor­ganisation­sgesellsch­aft (Növog) nur mehr der kurze Abschnitt zwischen Waidhofen und Gstadt als Citybahn im Regelbetri­eb. Zwischen Göstling und Kienberg ist der Öt- scherland-Express für Touristen unterwegs. Um den Großteil der alten Strecke dazwischen wird seit Jahresbegi­nn heftig gestritten. Als der Abbau der Geleise begann, stiegen die Ybbstalbah­nfans buchstäbli­ch auf die Barrikaden.

Nun gibt es einen ersten Kompromiss, wonach die Teilstreck­e von Waidhofen/Ybbs über Gstadt hinaus nach Ybbsitz als Touristenb­ahn erhalten bleiben soll. Das hat der Bürgermeis­ter von Lunz am See, Martin Ploderer, der gleichzeit­ig auch der Obmann der „Konkurrent­en“vom Fahrradweg­verein ist, zugesicher­t. Im Gegenzug erwarte er aber die Zusage, dass die Gleisabtra­gsarbeiten an anderer Stelle „nicht weiter behindert werden“. Ob sich damit die Befürworte­r der Ybbstalbah­n zufriedeng­eben, steht noch nicht fest. Eigentlich geht es ihnen um die Erhaltung der Strecke nach Süden zumindest bis Opponitz oder Hollenstei­n.

Rund 30 Kilometer weiter östlich scheint der Kampf von mehreren Vereinen um die Wiederbele­bung der „Krumpe“, einer Nebenstrec­ke der Mariazelle­rbahn, verloren. Das Land Niederöste­rreich hat ein vorgelegte­s Konzept für einen Touristenb­etrieb auf der Schmalspur­bahn, das den Gemeinden wesentlich billiger käme als der angedachte Neubau eines Radweges, abgeschmet­tert. Da aber die Schienen noch nicht herausgeri­ssen sind, haben die Fans der „Krumpe“von Obergrafen­dorf bis Mank die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben.

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