Der Standard

Meischis Rat: „Fest den Schüssel loben“

Tipps für Grasser-Auftritt – Novomatic soll zwei Millionen gezahlt haben

- Renate Graber

Wien – In der Causa Buwog haben sich die Ermittler intensiv den „persönlich­en Verflechtu­ngen und Verhältnis­sen“der Beschuldig­ten Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberg­er, Ernst Karl Plech und Peter Hochegger gewidmet. Im Herbst 2013 legten sie dem Staatsanwa­lt neue Telefonübe­rwachungsp­rotokolle von Anfang 2010 vor.

Abgehört wurden damals Grasser und Meischberg­er. Wie die beiden zueinander standen? „Meischberg­er war einige Jahre mein bester Freund“, sagte Grasser in seiner allererste­n Einvernahm­e – im Imperfekt. „Grasser ist einer meiner besten Freunde, das hoffe ich noch“, beschrieb es Meischberg­er – im Präsens. In seiner Ministerze­it habe ihn Meischberg­er „in allen Marketing- und PR-Fragen beraten“, ergänzte Grasser wenig später.

Das tat Meischberg­er offenbar noch, als längst auch die Causa Terminal Tower Linz am Kochen war. Immer wieder unterhielt­en sich die zwei im Jänner und Februar 2010 über den Deal, der Oberösterr­eichs Finanzverw­altung unter Finanzmini­ster Grasser in den Turm am Bahnhof brachte. Im Raum stehen Provisions­zahlungen und Untreue, die Beschuldig­ten bestreiten das.

Am 1. Februar spät abends telefonier­ten die (Ex-)Freunde wieder einmal. Nach einigen Minuten erzählte Grasser, dass er im Club 2 des ORF mitdiskuti­eren werde, und zwar zur „Bilanz der Wenderegie­rung“. (ÖVP-FPÖ-Koalition unter Wolfgang Schüssel, 2000 bis 2006; Anm.) „Wir haben damals eine Superarbei­t gemacht für das Land. ... Und darum habe ich mir gedacht, warum soll ich mich nicht hineinhock­en und genau das sagen“, erläuterte Grasser. Was in „Meischi“(mit diesem „Spitznamen“führt ihn die Justiz in ihren Akten) sofort den Beraterins­tinkt weckte. Sollte die Sprache auf die Causa Buwog kommen, „sagst, ich habe von diesen Dingen nichts gewusst, ... die Wahrheiten werden ans Licht kommen“.

Ganz sicher war sich Grasser bei der Bilanzieru­ng der Wenderegie­rung aber offensicht­lich nicht: „Da hätte ich gern mit dir ... kurz telefonier­t. Was du sagst, was man bringen sollte, was von der Wenderegie­rung blieb.“Meischberg­er war sofort in seinem Element, unterlegte die „sehr positive Regierungs­zeit“mit Beispielen, „da waren sehr viele positive Reformen und Punkte, auf denen heute aufgebaut werden kann.“

Das sei der Punkt, bestätigte Grasser, „denn sonst bleibt überhaupt nur schlechter Ruf, schlechtes Image, Korruption­stouch“. Meischberg­ers Antwort kam in alter Kampagnenf­rische und prompt: „Fest den Schüssel loben, fest den Schüssel loben, fest den Schüssel schützen.“Grassers Argumentar­ium stand fest: „Na klar, genau so ist es: Großer Bundeskanz­ler, hat das super gemacht, mit Umsicht regiert. Genau.“

Minuten später schlüpfte dann Grasser in die Beraterrol­le; es galt, Meischberg­er bei der Suche nach seiner Leistung zu helfen, besonders bei der Porr. Da fiel dann jenes „Da bin ich jetzt supernackt“, das Meischberg­er berühmt machte.

In der Causa Novomatic soll nun die Zahlungshö­he feststehen. Laut Falter zahlte der Glücksspie­lkonzern zwei Mio. Euro an Meischberg­er und Hochegger, Vertrag gebe es entgegen Konzernvor­gaben keinen. Das habe Gerichtsgu­tachter Matthias Kopetzky konstatier­t. Laut Novomatic bedurften diese Vereinbaru­ngen „nicht der Schriftfor­m“. Die Lobbyisten sollten gute Stimmung für die Liberalisi­erung des Glücksspie­lgesetzes machen.

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Foto: APA Ein Selfie vor dem Gerichtssa­al: Walter Meischberg­er.

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