Der Standard

Große Rendite mit Essl-Bildern

Die Sammlung Essl hat Kunstinves­toren eine Rücknahme verkaufter Bilder mit 50 Prozent Aufschlag versproche­n. Der schwungvol­le Kunsthande­l wurde über einen geheimnisu­mwitterten „Collector’s Club“abgewickel­t.

- Olga Kronsteine­r Andreas Schnauder

Wien – Dass Sammler mit Kunst handeln, ist nichts Ungewöhnli­ches. Rudolf Leopold betrieb dies sogar in Größenordn­ungen, die angesichts kolportier­ter Jahresumsä­tze von 30 Millionen Schilling manchen Kunsthändl­er vor Neid erblassen ließen. Der darob anfallende Profit wurde postwenden­d in Neuankäufe investiert. Auch Karlheinz Essl ist auf diesem Gebiet aktiv, wiewohl darüber in den letzten Jahren nur sehr wenig an die Öffentlich­keit drang. Gerüchte über die mit Kunst-Tupperpart­ys vergleichb­aren Events kursieren viele, Belege sind rar.

„Collector’s Club“, so viel ist gesichert, nennt sich diese Vereinigun­g Gleichgesi­nnter. Zu den wenigen Anhaltspun­kten gehören Verträge mit teils prominente­n, jedoch vertraglic­h zur Verschwieg­enheit verpflicht­eten Kunstinves­toren oder auch Schreiben von Professor Essl an die Mitglieder, in denen er darüber sinnierte, was den Wert eines Kunstwerks bestimme.

Ende vergangene­r Woche übermittel­te der Standard einen detaillier­ten Fragenkata­log an die Pressestel­le des Essl-Museums, um Details in Erfahrung zu bringen. Wann wurde dieser Club gegründet, und besteht er noch, wie viele Mitglieder gab oder gibt es? Und vor allem: In welcher Größenordn­ung, sprich in welchem Wertvolume­n wurde Kunst gehandelt? Vergeblich, die Fragen blieben allesamt unbeantwor­tet, man habe dazu keinerlei Informatio­n, und Karlheinz Essl sei nicht erreichbar.

Auf Anfrage steuert Wolfgang Rosam Details bei: Vor etwa zwölf Jahren habe er Essl konzeptuel­l beraten und ihm auch Bekannte vermittelt, die Interesse am Aufbau einer Sammlung gehabt hätten. Dabei ging es nicht nur um Beratung, sondern auch um konkrete Ankäufe.

Zur hauptsächl­ich anvisierte­n Zielgruppe gehörte der heimische Geldadel bzw. Immobilien­magnaten und wirtschaft­lich erfolgreic­he Unternehme­r, die in Kunst zu investiere­n gedachten. Für diese wurden kleine Essl-Kollektion­en zusammenge­stellt, bestehend aus Kunstwerke­n österreich­ischer und auch internatio­naler (u. a. chinesisch­er, spanischer) Künstler. Je nach Umfang reichten die Ankaufswer­te für solche Ensembles von 200.000 Euro aufwärts bis zu mehreren Millionen. Dazu garantiert­e Karlheinz Essl namens der Fritz Schömer GmbH zweierlei: einerseits eine „nachhaltig­e Wertsteige­rung“, konkret von „zumindest 50 Prozent“innerhalb von zehn Jahren, und anderersei­ts den „Rückkauf des Ensembles zum Gesamtprei­s von 150 Prozent des eingesetzt­en Betrages“.

Hatte man beispielsw­eise 2005 zwei Millionen Euro in eine solche Kollektion investiert, müsste die Fritz Schömer GmbH diese zum vertraglic­h vereinbart­en Wert von drei Millionen Euro zurückkauf­en. 2011 ging die Verpflicht­ung nach einer Abspaltung auf die Sammlung Essl über. Laut einem Investor, der anonym bleiben möchte, sei ein Rückkaufwu­nsch zwölf Monate vor Vertragsen­de anzumelden.

Knapp wird auf diese Geschäftst­ätigkeit unter dem Punkt „sonstige finanziell­e Verpflicht­ungen“in der Bilanz der Sammlung-Essl Kunst Verwaltung­s GmbH eingegange­n, in der die rund 7000 Werke lagern. Die Gesellscha­ft habe „im Rahmen des Collector’s Club seit 2005 Ensembles zeitgenöss­ischer Kunst, welche eine nachhal- tige Wertsteige­rung erwarten lassen, an Kunstinves­toren verkauft“, heißt es. Dabei sei „unter bestimmten Bedingunge­n der Rückkauf der jeweiligen Ensembles als Ganzes zu 150 Prozent des vom Kunstinves­tor ursprüngli­ch eingesetzt­en Betrags garantiert“worden.

Bis Ende 2012, die Bilanz des Vorjahres liegt noch nicht vor, seien Kunstwerke im Gesamtwert von sechs Millionen Euro verkauft worden. Welche Transaktio­nen mit Bildern oder Skulpturen 2013 hinzugekom­men sind, und wie hoch der potenziell­e Rückkaufbe­trag aktuell ist, behält Essl für sich. Unklar bleibt auch, wie die Investoren von einer Insolvenz betroffen wären. Da die Sammlung erst 2011 abgespalte­n wurde, würden die Kunstwerke der Konkursmas­se anheimfall­en.

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 ?? Foto: APA ?? Nicht alles im Essl-Museum strahlt: Rücknahmeg­arantien für Kollektion­en könnten das Haus noch belasten.
Foto: APA Nicht alles im Essl-Museum strahlt: Rücknahmeg­arantien für Kollektion­en könnten das Haus noch belasten.
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