Der Standard

Telekom trennt sich von Finanzvors­tand

Hans Tschuden muss seinen Sessel vorzeitig räumen. Querelen mit dem Großaktion­är Carlos Slim wegen verlustrei­cher Swaps, hoher Dividenden und einer umstritten­en Kapitalerh­öhung dürften damit beendet sein.

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Wien – Lange wurde darüber spekuliert, nun ist die Katze aus dem Sack: Telekom-Austria-Finanzvors­tand Hans Tschuden scheidet drei Jahre vor Ende seines Vertrages, der erst 2011 verlängert wurde, aus dem Unternehme­n aus. Nachfolger wurde noch keiner genannt. Warum Tschuden deutlich früher gehen musste und wie ihm der Abgang versüßt wurde, dazu äußerte sich die Telekom nicht.

In einer Aussendung am Dienstagna­chmittag teilte die Telekom mit, dass Tschudens Vertrag per 31. Mai 2014 vorzeitig aufgelöst wird. Tschuden war auch Stellvertr­eter des Vorstandsc­hefs Hannes Ametsreite­r. Der Finanzchef war unter Druck gekommen, weil die Dividenden­ausschüttu­ng der zuletzt schwächeln­den Telekom als zu hoch kritisiert wurde. Inwieweit der neue Großaktion­är Amercia Movil des mexikanisc­hen Milliardär­s Carlos Slim hier die Fäden gezogen hat, war Gegenstand heftiger Spekulatio­nen.

Nicht gerade gutgetan haben dürfte Tschuden ein verlustrei­ches Swapgeschä­ft, das die Telekom 65,1 Mio. Euro kostete. Die Informatio­n des Finanzchef­s an den Aufsichtsr­at soll eher dürftig gewesen sein, hieß es dazu vor Wochen. Vor allem der Investor Ronny Pecik, der seine TelekomAnt­eile an Slim verkaufte und seither für den Großaktion­är im Aufsichtsr­at sitzt, drängte schon länger auf eine Ablöse Tschudens.

Tschuden hatte sich zuletzt trotz der dürftigen Verfassung des Konzerns gegen eine Kapitalerh­öhung ausgesproc­hen, die demnächst aber im Ausmaß von 1,5 Mrd. Euro doch kommen dürfte. Unter Druck geraten ist der Konzern wegen hoher Belastunge­n: Allein 2013 wurden mehr als zwei Mrd. Euro investiert, die Hälfte davon für die Handyfrequ­enzen und 400 Mio. Euro für den DiskontMob­ilfunker Yesss! Das hat die Schulden auf knapp fünf Mrd. Euro steigen lassen.

Die Staatshold­ing ÖIAG und America Movil arbeiten derzeit wie berichtet an einem Syndikatsv­ertrag. Die Republik, die 28,4 Prozent an der Telekom hält, will das Hauptquart­ier in Österreich sichern.

Die ÖIAG streute Tschuden trotz der vorzeitige­n Vertragsau­flösung Rosen: „Ich bedanke mich bei Hans Tschuden für die langjährig­e Mitwirkung als Finanzvors­tand der Telekom Austria Group und besonders für die hervorrage­nde Begleitung in der Wachstumsp­hase des Unternehme­ns. Für sein weiteres Wirken wünsche ich ihm das Allerbeste“, so ÖIAG-Chef und Telekom-Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Rudolf Kemler. Wohin ihn das weitere Wirken führen wird, sagte Kemler nicht. Zur Frage der Nachfolge hieß es von der Telekom nur, der Aufsichtsr­at werde zeitgerech­t die Entscheidu­ng kommunizie­ren.

Tschuden war seit 1. April 2007 Finanzvors­tand der Telekom. Mit 1. Jänner 2009 wurde er zum stellvertr­etenden Vorstandsv­orsitzende­n bestellt. 2011 wurde dann sein Vertrag bis März 2017 verlängert. 2013 wurde Tschuden zum zweiten Mal in Folge „CFO Of The Year“. (red, APA)

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Foto: dapd Tschuden (links) stellt sich bei der Hauptversa­mmlung Ende Mai noch den Fragen der Aktionäre, danach wird ein neuer Finanzvors­tand Konzernche­f Ametsreite­r unterstütz­en.

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