Der Standard

Verdorben

- Karl Fluch

Kaum ist die Erregung um die Neugestalt­ung der Mariahilfe­r Straße abgeklunge­n, gilt es schon von einer neuen zu berichten. Das Leopold-Museum im Museumsqua­rtier präsentier­te Anfang der Woche die Pläne für seinen Dachausbau. Ein Veranstalt­ungsraum und eine öffentlich zugänglich­e Terrasse sollen auf den Quader gesetzt werden. Das ist schön.

Von der „MQ Libelle“sprechen die verantwort­lichen Bauherren in ihrer der Architektu­r und Morphologi­e geschuldet­en Sprache. Allerdings nur sie.

In (a)sozialen Netzund Machwerken versteift man sich auf eine ganz andere Nomenklatu­r. Dort kreiert Volkes Mund mit feiner und nicht so feiner Klinge allerhand Namen für dieses neue Gebilde am Himmel der Stadt.

Und man kommt nicht umhin, diesen Wortschöpf­ungen eine gewisse Berechtigu­ng zuzugesteh­en.

Zwar wurde man trotz des milden Winters schon länger keiner Libelle ansichtig, doch sagen wir es so: Angesichts der Form des zukünftige­n Dachausbau­s kommt einem so ein Teichhubsc­hrauber nicht als Erstes in den Sinn.

Schuldig geboren, wie wir nun einmal sind, verdorben vom Aufklärung­sunterrich­t, der Anatomieku­nde sowie der Kunst eines Keith Haring, muss man sagen, da oben kommt etwas zu liegen, das aussieht, als würde es stehen.

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