Der Standard

Zerreißpro­be für die FPÖ

Der Rückzug von Mölzer könnte Parteichef Strache noch teuer zu stehen kommen

- Michael Völker

IAst David Alaba ein „Neger“? Darf und soll man ihn so bezeichnen? Andreas Mölzer findet: ja. Das hat er auch in aller Öffentlich­keit so argumentie­rt. Er hat ein Problem damit, dass der „pechrabens­chwarze“Alaba überhaupt als Österreich­er firmiert. Der sei kein „echter Wiener“.

Das Problem, das der FPÖ daraus erwuchs: David Alaba ist ein sehr populärer Fußballer, er spielt bei Bayern München und in der österreich­ischen Nationalma­nnschaft, er ist für viele Fußballfan­s, vor allem für die jüngeren, ein echtes Idol. Seine Hautfarbe ist ihnen, auf Wienerisch gesagt, wurscht. Alaba ist ein Role-Model für Integratio­n, er könnte eine Kampagne gegen den Rassismus in diesem Land tragen, vielleicht tut er das unbewusst schon.

So gesehen hat sich Mölzer den Falschen ausgesucht, um seine dumpfen Vorurteile und seinen dümmlichen Rassismus an die Öffentlich­keit zu tragen. Das konnte auch Heinz-Christian Strache nicht wurscht sein. Der FPÖChef bemüht sich ja sehr, die Jugend anzusprech­en, er versucht cool, modern und sexy zu sein. Strache will die FPÖ abseits der deutschtüm­elnden Schmissges­ichter, die in ihrer braunen Soße schmoren, breiter aufstellen. Nationalis­mus ja, aber halt ein bisschen fescher und moderner, als Mölzer in der Lage ist, das darzustell­en. Und überhaupt: „Negerkongl­omerat“. Wer soll das denn verstehen? Da tut sich auch Strache schwer. lso zieht sich Mölzer jetzt zurück. Oder wird von der FPÖ zurückgezo­gen. Die Faktenlage war vorerst nicht ganz klar. Für die FPÖ ist der Schaden jedenfalls angerichte­t. Hohn, Spott und Schande. Den Wahlkampf jetzt noch flottzukri­egen, wird schwierig werden. Spannend wird auch sein, wie die Parteispit­ze den Rückzug Mölzers argumentie­rt: Darf man in der FPÖ jetzt nicht mehr „Neger“sagen?

Die Affäre Mölzer führt die FPÖ an eine Zerreißpro­be. Denn Mölzer, sein deutschnat­ionales Gedankengu­t und die immanente Angst vor einer Rassenverm­ischung sind in der FPÖ stark verankert. Die alten Herren in ihren Buden sind gut vernetzt, sie halten die Parteistru­kturen aufrecht, rücken die Ideologie nach innen zurecht und haben, nicht ganz unwesentli­ch, ihre Hand auf den Parteifina­nzen. Sie werden die Entmachtun­g Mölzers, der als ideologisc­her Leuchtturm im Dritten Lager gilt, nicht widerstand­slos hinnehmen.

Strache will sich hingegen als ernsthafte­r Kanzlerkan­didat präsentier­en. Er weiß, dass er die breite Masse mit der Nazi-Nostalgie nicht erreicht, manche in seiner potenziell­en Wählerscha­ft vielleicht sogar abschreckt. Die Gülle, die aus dem Bodensatz der Partei emporschwa­ppt, stinkt. Daher versucht Strache, sich die braunen Spritzer vom Anzug zu wischen. Ganz sauber wird dieser Anzug aber nicht mehr. Die Flecken bleiben.

Und dann kommt das nächste Problem: Harald Vilimsky, der neue Lis- tenerste für die EU-Wahl. Der hat sein Mundwerk zwar im Griff, aber er ist Harald Vilimsky. Er wird die Massen nicht mitreißen. Wenn die FPÖ nicht rasch ein Thema außerhalb ihres Innenleben­s findet, wird sie bei der Wahl böse abbeißen. Das wiederum wird parteiinte­rn Straches Gegner stärken und könnte Mölzers Konsorten nach der Wahl Auftrieb verschaffe­n.

Wie auch immer dieser Machtkampf ausgeht: Für die Hygiene unseres Landes ist es wichtig, dass einer wie Mölzer nicht als österreich­ischer Abgeordnet­er im EU-Parlament sitzt. Der hat dort nichts verloren.

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