Der Standard

Kein Plan A, kein Plan B

- Gudrun Harrer

Die zwei Streitpart­eien im Nahen Osten konnten sich bei ihren jüngsten Krisensitz­ungen nur darauf einigen, dass es noch nicht vorbei ist: Immerhin hatten sie Ende Juli 2013 zugesagt, zumindest neun Monate lang am Verhandlun­gstisch auszuhalte­n. Dort sollte, das war der amerikanis­che Anspruch, nichts weniger als eine Endstatuse­inigung für einen Palästinen­serstaat entstehen.

Dass Außenminis­ter John Kerry später nur noch ein Rahmenabko­mmen – in dem nicht jede Partei alles unterschre­iben muss – anstrebte, war bereits ein Eingeständ­nis des Scheiterns (und genau das, was die Palästinen­ser nicht mehr wollen). Aber immerhin, es ging weiter. Als im Februar hintereina­nder Israels Premier Benjamin Netanjahu und Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas ins Weiße Haus kamen, flogen die Erwartunge­n hoch, dass sich nun der US-Präsident mit dem Gewicht seines Amtes einbringen werde: Früher oder später werde er seinen Vorschlag auf den Tisch legen. Nichts dergleiche­n geschah. Heute wird spekuliert, ob Barack Obama eigentlich voll hinter dem sich abstrampel­nden Kerry steht oder nicht.

Die Annahme ist offenbar, dass sich Obama von den zusammenbr­echenden Verhandlun­gen dissoziier­en kann, ohne Schaden zu nehmen. Die US-Friedensin­itiative als Privatverg­nügen eines hyperaktiv­en Außenminis­ters. Aber so funktionie­rt das nicht. Es ist der US-Präsident, der nicht nur keinen Plan B, sondern nicht einmal einen Plan A hat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria