Der Standard

Geldregen für Hypo, Ungemach für Berlin

Nächsten Mittwoch wird der Aufsichtsr­at der Hypo Alpe Adria die Bilanz 2013 beschließe­n. Die Hypo Internatio­nal schreibt einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro, auch in Südosteuro­pa hat sich die Lage verschlech­tert.

- Renate Graber

Wien – Die staatliche Hypo Alpe Adria bekommt ihre Kapitalspr­itze von 750 Millionen Euro, das hat die Hauptversa­mmlung gestern, Mittwoch, beschlosse­n. Das Geld wird, wie berichtet, zum Großteil für die Bilanz 2013 benötigt. Rund 440 Millionen gehen für die weitere Abwertung des Südosteuro­pa-Netzwerks drauf, weitere 70 Mio. für zusätzlich­e Risikovors­orgen, auf die der Wirtschaft­sprüfer bestanden hat.

Bis September wird die Bank, wie berichtet, insgesamt 1,43 Mrd. Euro brauchen, wobei allein rund 330 Millionen für die Auffüllung des von der Aufsicht vorgeschri­ebenen Eigenkapit­alpolsters entfallen. Sollte der Wirtschaft­sprüfer (etwa zum Halbjahr) auf die Abwertung des Südosteuro­panetz- werkes und Italien auf null bestehen, müssten weitere rund 640 Mio. Euro abgeschrie­ben werden.

Probleme von morgen freilich, denn derzeit ist noch nicht einmal die Vorjahresb­ilanz fixiert, erst kommenden Mittwoch wird die der Aufsichtsr­at absegnen. Laut Informatio­nen des Standard hat die Hypo Internatio­nal (Einzelinst­itut) einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro eingefahre­n, der Konzern einen von 1,9 Milliarden.

Zuletzt sind auch etliche der südosteuro­päischen Banktöchte­r ins Minus gerutscht. Sogar die Entwicklun­g in Serbien und Kroatien, den bisher stabilsten Märkten, habe die Banker „enttäuscht“, sagt einer der Involviert­en. Das südosteuro­päische Bankennetz­werk muss gemäß EU-Vorgabe bis Mitte 2015 verkauft werden.

In Sachen Vergangenh­eitsbewält­igung gab es für den vormaligen Vorstandsc­hef der Hypo Alpe Adria, Tilo Berlin, am Dienstag kurz vor Mitternach­t ein niederschm­etterndes Strafurtei­l, das freilich nicht rechtskräf­tig ist. Im Prozess um die Vorzugsakt­ien II wurde der Banker wegen Untreue zu 26 Monaten unbedingte­r Haft verurteilt. Dem Spruch des Schöffense­nats waren stundenlan­ge Plädoyers von Berlins Anwälten vorausgega­ngen.

Berlin beruft gegen Urteil

Berlin wurde vorgeworfe­n, beim Verkauf der Kärntner Bank an die BayernLB wichtige Informatio­nen über die Kapitalaus­stattung verschwieg­en zu haben. Die Hypo hatte vor dem Verkauf Vorzugsakt­ien begeben, um ihre Eigenkapit­aldecke aufzupolst­ern. Um die Papiere leichter verkaufen zu können, wurden den Investoren Put-Optionen eingeräumt: Sie konnten die Papiere jederzeit zurückverk­aufen. Diese Nebenabspr­ache sei jedoch geheim gehalten worden. Berlin bestreitet die Vorwürfe und hat berufen, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die bereits zuvor verurteilt­en Exbanker Wolfgang Kulterer und Josef Kircher hatten auf Rechtsmitt­el verzichtet. +++ Loewe Der angeschlag­enen deutsche TV-Hersteller hat einen neuen Investor. +++ Monoprix Die französisc­he Supermarkt­kette will Bitcoins akzeptiere­n. OMV-Chef Gerhard Roiss ist mit einem Jahreseink­ommen von 3,6 Mio. Euro bestverdie­nender Manager eines ATXKonzern­s. Er verdiente damit das 92-Fache eines durchschni­ttlichen Arbeitnehm­ers in Österreich. Platz zwei belegt laut dem Gehaltsran­king von Format Immofinanz-Boss Eduard Zehetner mit einem Bruttoverd­ienst von 3,17 Mio. Euro vor. (red)

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Foto: AP Er weist die Vorwürfe rund um die Vorzugsakt­ien zurück, fühlt sich selbst betrogen und berief gegen das Urteil, das ihn für zwei Jahre und zwei Monate hinter Gitter schicken würde: Tilo Berlin.
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