Der Standard

Symphonien der Vielfalt

Mit den Zyklen „Orchester Internatio­nal“und „Meisterwer­ke“lädt das Wiener Konzerthau­s die Wiener Philharmon­iker und andere internatio­nale Klangkörpe­r ein, sich mit Klassik, Romantik und Moderne auseinande­rzusetzen.

- Ljubiša Tošić

Wien – Man kann die Welt bereisen, um sich über die Vielfalt orchestral­er Äußerungen zu informiere­n. Wer in Wien weilt, vermag sich indes einen Überblick allein dadurch zu verschaffe­n, dass er einen Zyklus bucht, der symphonisc­he Angebote umfasst. „Orchester Internatio­nal“etwa, kommende Saison im Wiener Konzerthau­s zu erleben, holt reichlich bemerkensw­erte Künstler, um im Großen Saal symphonisc­he Gefühle und imposanten Klangentla­dungen zu organisier­en.

Da wäre das Cleveland Orchestra mit Dirigent Franz WelserMöst, das Brahms und Jörg Widmann spielt. Da wäre das Mariinsky Orchestra mit dem impulsiven Chefdirige­nten Valery Gergiev, das ein Prokofjew-Programm erarbeitet hat. Da reist auch das Koninklijk Concertgeb­ouworkest an, um mit Mezzo-Star Elina Garanča französisc­he Romantik zu erwecken – und dies mit dem jungen Dirigenten Robin Ticciati. Dieser fungiert quasi als ein Symbol „für die Vielfalt in diesem Haus“, so Konzerthau­schef Matthias Naske. Wobei: Ticciati wird auch das London Symphony Orchestra leiten.

Pappano und Hengelbroc­k

Ebenso Teil des Abos sind L’Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, an dessen Spitze Dirigent Antonio Pappano steht, das Orchestre Philharmon­ique du Luxembourg (Dirigent Emmanuel Krivine) und das NDR-Sinfonieor­chester mit Dirigent Thomas Hengelbroc­k. Vervollstä­ndigt wird das Angebot durch das Tonhalle-Orchester Zürich (Dirigent Lionel Bringuier) und ein Heimspiel: Die Wiener Philharmon­iker und Daniel Harding werden u. a. Olga Neuwirths Stück Masaot. Clocks without Hands interpreti­eren. Letzteres Konzert hört man auch im Zyklus „Meisterwer­ke“, das sechs Konzerte im Großen Saal präsentier­t, und dies vor allem mit den Wiener Philharmon­ikern. Da geht es repertoire­mäßig im Kern um Gustav Mahler, Wolfgang Amadeus Mozart und Johannes Brahms. Der Wiener Edelklangk­örper mit internatio­naler Strahlkraf­t trifft also auf dem Parkett der Klassik und Romantik prominente Orchesterl­eiter.

Es sind dies Semyon Bychkov, Michael Tilson Thomas, Daniele Gatti, Daniel Harding und Sir Simon Rattle. Allesamt bürgen sie nicht nur für markante Interpreta­tionen des quasi ewigen Reper- toires. Sie sind auch für das eine oder andere Experiment zu haben. Es erklingen neben Klassikern (auch Haydn und Schostakow­itsch sind Teil des philharmon­ischen Repertoire­s) Seltenheit­en wie Johann Baptist Vanhals virtuoses Kontrabass­konzert (es dirigiert Michael Tilson Thomas) oder eben Neuwirths Masaot. Clocks without Hands.

Das Finale des Zyklus ist allerdings intim, solistisch angelegt: Pianist András Schiff wird sich der Wiener Klassik widmen, Sonaten von Haydn, Beethoven, Mozart und Schubert spielen.

Für Freunde der Moderne bietet sich auch der RSO-Zyklus an: Das Orchester der ORF präsentier­t u. a. Werke von Johannes Maria Staud, Bernhard Lang und Georg Friedrich Haas, Chefdirige­nt Cornelius Meister geleitet aber auch Geigerin Hilary Hahn durch Bruchs Fantasie op. 46.

Wer am Wochenende (vormittags und nachmittag­s) Musik zu hören gedenkt, ist schließlic­h beim Wiener Kammerorch­ester gut aufgehoben. Es trifft im Haus der Vielfalt u. a. Sprecher Thomas Quasthoff und Komponist und Dirigent Heinz Holliger.

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