Beziehungsauffrischung zweier Konzertinstitutionen
Die Kooperation zwischen Wiener Konzerthaus und Wiener Symphonikern wird enger
Wien – Auch langjährigen Partnerschaften tut es gut, wenn frische Ideen das Miteinander beleben – so wie es beim Konzerthaus und den Wiener Symphonikern ab der kommenden Saison der erfreuliche Fall ist. Mit Philippe Jordan hat „das Konzertorchester der Stadt Wien“ab Herbst nicht nur einen neuen Chefdirigenten mit großem Renommee gewonnen, sondern auch einen klugen Programmplaner, der mit dem Geschäftsführer des Orchesters, Johannes Neubert, und Konzerthaus-Chef Matthias Naske versucht, das Profil des Orchesters zu schärfen, dessen Repertoirefeld zu erweitern und abwechslungsreiche Programme zu konzipieren.
So wird mit dem Konzerthaus in Zukunft enger kooperiert: Neu in der Zusammenarbeit der zwei Institutionen ist etwa der MatineenZyklus, der am Nationalfeiertag seinen Auftakt finden wird. In weiterer Folge werden hier an sechs Sonntagen – mal mittags, mal nachmittags – erstklassige Künstler zu hören sein: Jaap van Zweden etwa, der unlängst bei den Wiener Philharmonikern ein umjubeltes Debüt gefeiert hat (im Konzerthaus); der niederländische Dirigent wird mit dem Klaviersolisten David Fray zu erleben sein. Frays unprätentiöser Kollege Piotr Anderszewski, ein Stammgast im Konzerthaus, wird in einem Konzert der Symphoniker unter der Leitung von Paavo Järvi ein Mozart-Klavierkonzert interpretieren; Khatia Buniatishvili wird zusammen mit Trompeter Rainer Küblböck unter Jordans Leitung Schostakowitschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester aufführen.
Ein völlig neues Format haben das Konzerthaus und die Symphoniker mit Fridays@7 entworfen – und der Name erklärt schon einiges: Die vier Konzerte der Reihe starten jeweils an einem Freitagabend um 19 Uhr. Die Programme dauern (ohne Pause) zwischen 70 und 80 Minuten, danach laden Dirigent, Solisten und Orchestermusiker – so etwa Jordan und Buniatishvili – zu einem Beisammensein ins Garderobenfoyer des Konzerthauses. Hier kann man den Abend entspannt quasi mit einem musikalischen Dessert ausklingen lassen.
Ein Grundpfeiler der Kooperation von Konzerthaus und Symphonikern bildet natürlich das große Abonnement: An zehn Abenden sind hier renommierte Dirigenten und Solisten mit Werken von Bach bis Britten, von Mozart bis Pärt zu erleben. Jordan wird in diesem Rahmen Anfang Oktober sein Antrittskonzert als Chefdirigent absolvieren, unter anderem wird hier Schuberts erste Symphonie zu hören sein. Der 39-jährige Chefdirigent möchte hierbei und in weiterer Folge die Erkenntnisse des historisch informierten Musizierens in die Interpretation der frühromantischen Meisterwerke einbringen.
Unter Jordans Leitung wird Renaud Capuçon, zusammen mit seinem Bruder Gautier in der nächsten Saison Residenzkünstler des Konzerthauses, ein Violinkonzert von Wolfgang Rihm zur Uraufführung bringen. Im darauffolgenden März 2015 wird sich Jordan mit der Aufführung von Bachs Matthäuspassion der geistlichen Musik widmen. Er wolle dieses Werk von der musikdrama- tischen Seite her beleuchten, so Jordan, der ja zugleich auch Musikdirektor der Pariser Oper ist. Weitere Highlights des Zyklus: Christian Tetzlaff wird bei einem Dirigat von Robin Ticciati mit Schumanns Violinkonzert interpretieren; Martin Grubinger, der sympathische Herrscher über den Planeten der Perkussion, wird unter der Leitung von Omsko Vänskä mit Kalevi Ahos Konzert für Schlagzeug und Orchester zu erleben sein. Wenn das nicht alles neugierig auf Neues macht!