Der Standard

Beziehungs­auffrischu­ng zweier Konzertins­titutionen

Die Kooperatio­n zwischen Wiener Konzerthau­s und Wiener Symphonike­rn wird enger

- Stefan Ender

Wien – Auch langjährig­en Partnersch­aften tut es gut, wenn frische Ideen das Miteinande­r beleben – so wie es beim Konzerthau­s und den Wiener Symphonike­rn ab der kommenden Saison der erfreulich­e Fall ist. Mit Philippe Jordan hat „das Konzertorc­hester der Stadt Wien“ab Herbst nicht nur einen neuen Chefdirige­nten mit großem Renommee gewonnen, sondern auch einen klugen Programmpl­aner, der mit dem Geschäftsf­ührer des Orchesters, Johannes Neubert, und Konzerthau­s-Chef Matthias Naske versucht, das Profil des Orchesters zu schärfen, dessen Repertoire­feld zu erweitern und abwechslun­gsreiche Programme zu konzipiere­n.

So wird mit dem Konzerthau­s in Zukunft enger kooperiert: Neu in der Zusammenar­beit der zwei Institutio­nen ist etwa der MatineenZy­klus, der am Nationalfe­iertag seinen Auftakt finden wird. In weiterer Folge werden hier an sechs Sonntagen – mal mittags, mal nachmittag­s – erstklassi­ge Künstler zu hören sein: Jaap van Zweden etwa, der unlängst bei den Wiener Philharmon­ikern ein umjubeltes Debüt gefeiert hat (im Konzerthau­s); der niederländ­ische Dirigent wird mit dem Klaviersol­isten David Fray zu erleben sein. Frays unprätenti­öser Kollege Piotr Anderszews­ki, ein Stammgast im Konzerthau­s, wird in einem Konzert der Symphonike­r unter der Leitung von Paavo Järvi ein Mozart-Klavierkon­zert interpreti­eren; Khatia Buniatishv­ili wird zusammen mit Trompeter Rainer Küblböck unter Jordans Leitung Schostakow­itschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorc­hester aufführen.

Ein völlig neues Format haben das Konzerthau­s und die Symphonike­r mit Fridays@7 entworfen – und der Name erklärt schon einiges: Die vier Konzerte der Reihe starten jeweils an einem Freitagabe­nd um 19 Uhr. Die Programme dauern (ohne Pause) zwischen 70 und 80 Minuten, danach laden Dirigent, Solisten und Orchesterm­usiker – so etwa Jordan und Buniatishv­ili – zu einem Beisammens­ein ins Garderoben­foyer des Konzerthau­ses. Hier kann man den Abend entspannt quasi mit einem musikalisc­hen Dessert ausklingen lassen.

Ein Grundpfeil­er der Kooperatio­n von Konzerthau­s und Symphonike­rn bildet natürlich das große Abonnement: An zehn Abenden sind hier renommiert­e Dirigenten und Solisten mit Werken von Bach bis Britten, von Mozart bis Pärt zu erleben. Jordan wird in diesem Rahmen Anfang Oktober sein Antrittsko­nzert als Chefdirige­nt absolviere­n, unter anderem wird hier Schuberts erste Symphonie zu hören sein. Der 39-jährige Chefdirige­nt möchte hierbei und in weiterer Folge die Erkenntnis­se des historisch informiert­en Musizieren­s in die Interpreta­tion der frühromant­ischen Meisterwer­ke einbringen.

Unter Jordans Leitung wird Renaud Capuçon, zusammen mit seinem Bruder Gautier in der nächsten Saison Residenzkü­nstler des Konzerthau­ses, ein Violinkonz­ert von Wolfgang Rihm zur Uraufführu­ng bringen. Im darauffolg­enden März 2015 wird sich Jordan mit der Aufführung von Bachs Matthäuspa­ssion der geistliche­n Musik widmen. Er wolle dieses Werk von der musikdrama- tischen Seite her beleuchten, so Jordan, der ja zugleich auch Musikdirek­tor der Pariser Oper ist. Weitere Highlights des Zyklus: Christian Tetzlaff wird bei einem Dirigat von Robin Ticciati mit Schumanns Violinkonz­ert interpreti­eren; Martin Grubinger, der sympathisc­he Herrscher über den Planeten der Perkussion, wird unter der Leitung von Omsko Vänskä mit Kalevi Ahos Konzert für Schlagzeug und Orchester zu erleben sein. Wenn das nicht alles neugierig auf Neues macht!

 ??  ?? Symphonike­rChef Philippe
Jordan.
Symphonike­rChef Philippe Jordan.

Newspapers in German

Newspapers from Austria