Ein Naturspektakel
Ob Niederösterreich das bessere Österreich ist, werden Historiker und Kreditforscher dereinst aus der Distanz zu bewerten haben. Wissenschaftlich gesichert ist vorläufig nur: Gegen das Charisma des Landesvaters hat auch jenes der Lipizzaner keinen Auftrag. Die Seitenblicke besuchten die Vierbeiner auf dem Heldenberg, um sie beim Fotoshooting zu filmen. Doch schließlich erschien Erwin Pröll, und seine Ausstrahlung muss sich über Anwesende wie ein blendendes Naturspektakel gelegt haben.
Man sah zwar kurz Hofreitschule-Chefin Elisabeth Gürtler, wie sie nach 25 Jahren erstmals wieder in ihrer Turnierkleidung posierte. Und selbstverständlich wurden die Pferdchen als solche nicht völlig ignoriert: TV-Seher mit Sonnenbrille erspähten, wie deren Mähnen zart im Wind tänzelten. Selbst über diesen Bildern schwebte jedoch Niederösterreichs Stimme, was deren Wortanteil schließlich die absolute Mehrheit bescherte.
Medienprofi Pröll nahm den Fragenball gerne auf – auch um zu zeigen, wo die Selbstironie dieser Tage thront. Nein, er sei nicht neidisch auf Pferdemähnen! Schließlich müsse es „Unterschiede im Leben geben“, so der recht kahle Weise, um mit einem Gedankenexperiment zu erhellen, was er eigentlich meinte: „Stellen Sie sich vor, ich hätte die Mähne dieses Pferdes. Ich würde nicht bei den Augen raussehen – und man könnte mir auch nicht in die Augen schauen.“
Es ist nicht verifiziert, ob bei diesem bedeutenden TV-Termin einige der Tiere lachten oder Pröll um Autogramme baten. Sollte Letzteres der Fall gewesen sein, haben sich die edlen Geschöpfe indes sicher hinter Vertretern der Seitenblicke geduldig anstellen müssen.
derStandard.at/TV-Tagebuch