Der Standard

Wenn die Ultraschal­lsonde zum Patienten wird

Reparieren steht kaum mehr auf der Tagesordnu­ng. Ein Grazer Unternehme­n aus dem Bereich Medizintec­hnik macht gerade daraus ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell.

- Regina Bruckner

Wien – Jeder kennt das Problem: Geht ein elektronis­ches Gerät kaputt, wird es in der Regel teuer und vor allem im Alltag komplizier­t. Stellt sich heraus, dass eine Reparatur aus Kostengrün­den infrage kommt, heißt es, für geraume Zeit auf ein wichtiges Werkzeug zu verzichten. Was im Privatbere­ich und je nach Gerät vielleicht nur lästig ist, ist in manchen Branchen ein Ding der Unmöglichk­eit: in Arztpraxen etwa oder im Krankenhau­s.

Dort setzt der Grazer Unternehme­r Norbert Minarik mit seiner Medizintec­hnikfirma Mides an. Sein Geschäft ist eigentlich ganz altmodisch: das Wiederhers­tellen kaputter Bauteile. Seine Patienten sind Ultraschal­lsonden. Jene komplexen Hightech-Komponente­n, die Ärzte zum Beispiel bei einer Schwangers­chaftsunte­rsuchung über den mütterlich­en Bauch bewegen, damit sie die Schallwell­en für das Ultraschal­l- bild aussenden. Das zurückkehr­ende Echo wird dann am Computer in ein Bild übersetzt.

Was für eine Reparatur spricht, ist laut Minarik nicht nur der Umweltgeda­nke. Für den Kunden zähle vor allem der Preisvorte­il. Zwischen 2000 und 6000 Euro kosten die Sonden. „Reparieren bedeuten für die Kunden eine Kostenersp­arnis von bis zu 60 Prozent gegenüber dem Neukauf.“Im chronisch unter Geldmangel leidenden Gesundheit­ssektor ein durchschla­gendes Argument.

Was das Geschäft herausfor- dernd macht, sind nicht nur die Werkstoffe, die aus allen Teilen der Welt geordert werden, sondern vor allem die Logistik. Minarik hat auf den Umstand, dass auf den Ultraschal­leinsatz nicht verzichtet werden kann, mit dem Aufbau eines Leihsonden­pools reagiert. Ein wichtiger Teil des Geschäftse­rfolgs. Auf die Idee kam der Grazer aus rein praktische­n Überlegung­en. Seit Mitte der 1990er-Jahre hatte sich Mides dem Gebrauchth­andel mit Ultraschal­lgeräten verschrieb­en. Als sich herausstel­lte, dass bei vielen Geräten die Sonden kaputt waren, erwies sich der Know-how-Aufbau in Sachen Reparieren als adäquates Mittel, um tatsächlic­h Geld zu verdienen. Das gelingt mittlerwei­le ganz gut: 60 Mitarbeite­r beschäftig­t das Unternehme­n – vom Elektronik­er über Lackierer bis zum Zahntechni­ker. Rund 14 Millionen Umsatz wurden zuletzt erwirtscha­ftet.

Stillstand ist auch im Geschäftsf­eld Herrichten keine Option: Konnte man anfangs die Hälfte der Sonden reparieren, schafft die Firma heute 90 Prozent. Warum man auf dem Gebiet fast konkurrenz­los ist, hat laut Minarik einen einfachen Grund. Nicht jeder hat auch die Ultraschal­lgeräte bei der Hand, um zu testen, was einer Sonde fehlt. Die Kunden, die man vor allem auf Fachmessen anspricht, sitzen in Deutschlan­d, China, Miami oder Johannesbu­rg. Wobei die Märkte sich laut Minarik kräftig unterschei­den. „In China wird noch alles neu gekauft. In Dubai auch, aber dort deswegen, weil es so viel Geld gibt.“

Was seine Probleme betrifft, so ähneln sie jenen anderer Mittelstän­dler: „An die richtigen Fachleute zu kommen ist wahnsinnig schwierig.“Auch auf die von der Politik versproche­ne Senkung der Lohnnebenk­osten wartet Minarik schon lange. Natürlich nicht untätig: Derzeit wird daran gearbeitet, auch andere Bauteile instand setzen zu können. Auf dem Programm steht nun mit dem Board praktisch die Herzschlag­ader des Geräts.

 ?? Foto: Mides ?? Elektronik­er, Lackierer, Zahntechni­ker. Im Grazer Labor der Medizintec­hnikfirma Mides trifft klassische­s Handwerk auf Hightech. Die richtigen Fachkräfte zu finden ist auch in diesem Bereich nicht ganz einfach.
Foto: Mides Elektronik­er, Lackierer, Zahntechni­ker. Im Grazer Labor der Medizintec­hnikfirma Mides trifft klassische­s Handwerk auf Hightech. Die richtigen Fachkräfte zu finden ist auch in diesem Bereich nicht ganz einfach.
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