Der Standard

Arbeiterka­mmer: Banken auf der Reformbrem­se

450 von 700 Gruppen der Finanzlobb­y nicht registrier­t

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Wien – Das Lobbying in der EU wird von der Finanzwirt­schaft dominiert. Zu diesem Schluss kommt die Arbeiterka­mmer (AK), die eine Studie zu diesem Thema vorgestell­t hat. 700 Organisati­onen mit rund 1700 Lobbyisten im Auftrag von Banken und Finanzmärk­ten hat die Organisati­on Corporate Europe Observator­y demnach gezählt. Aber 450 dieser Lobbygrupp­en seien nicht im EUTranspar­enzregiste­r registrier­t.

„Lobbying braucht Transparen­z und Kontrolle“, fordert AK-Direktor Werner Muhm, der sich für eine Registrier­ungspflich­t ausspricht. Die Finanzindu­strie gebe im Jahr 123 Mio. Euro für Lobbying aus – NGOs, Gewerkscha­ften und Konsumente­nvertreter mit vier Millionen Euro nur ein Dreißigste­l davon. Das erkläre, warum die Bankenregu­lierung bisher nur „schwach und löchrig“sei.

Einfluss auf Entscheide­r

Entscheide­nd seien aber nicht nur die Lobbyisten, sondern auch die Expertengr­uppen, die die EUInstitut­ionen beraten. Diese haben einen großen Einfluss auf die Entscheidu­ngen in der EU – und seien ebenfalls mehrheitli­ch mit Vertretern der Industrie, der Finanzwirt­schaft oder der vier großen Wirtschaft­sprüfungsf­irmen besetzt, kritisiert Muhm. Auch hier sei volle Transparen­z nötig und für die Zukunft eine ausgewogen­e Besetzung der Posten.

Dabei hatte das EU-Parlament die Finanzieru­ng der Expertengr­uppen von vier Bedingunge­n abhängig gemacht: Die Wirtschaft­sinteresse­n sollten nicht dominieren, Experten sollten nicht auch Lobbyisten sein, neue Einstellun­gen sollten ausgeschri­eben werden und Protokolle und Tagesordnu­ngen transparen­t sein. In Wahrheit seien 60 Prozent der neuen Gruppen ohne öffentlich­e Ausschreib­ung entstanden.

Auch die AK ist als Lobbyistin aktiv. Bei den Kontakten mit EU-Institutio­nen gehöre man zu den Top 50 in Brüssel, sagt Muhm. Die AK ist im Transparen­zregister eingetrage­n, das Büro in Brüssel kostet jährlich 700.000 Euro. (bpf, APA)

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