Der Standard

Lukaschenk­os halb gemütliche Gastgeberr­olle

Auch für Weißrussla­nds autokratis­chen Regenten steht einiges auf dem Spiel

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und West wider, die Lukaschenk­o immer wieder versucht. Nicht ohne Grund kritisiert­e der Minsker Regent die von Russland im Frühjahr vollzogene Annexion der Krim im vergangene­n Oktober scharf, und zwar demonstrat­iv im europäisch­en Nachrichte­nfernsehen Euronews.

Krim und mongolisch­es Joch

Zu sagen, die Krim habe schon immer zu Russland gehört, sei die „falsche Herangehen­sweise“: Dann könne man auch in die „Zeit des mongolisch­en Jochs“zurückgehe­n, und dann müsse Russland zwischen Kasachstan und der Mongolei aufgeteilt werden, meinte Lukaschenk­o nicht ohne eine gewisse Logik.

Unabhängig vom Ergebnis des Minsker Gipfels ist klar, dass Russland auf absehbare Zeit ein großes Gebiet der Ukraine kontrollie­ren wird. Damit hat Moskau ein Druckmitte­l gegenüber Kiew, das bei Bedarf auch anderweiti­g eingesetzt werden kann – zum Beispiel als Drohung gegen Lukaschenk­o, wenn dieser sich Putins Plänen für eine über die Zollunion mit Russland und Kasachstan (seit 2010) hinausgehe­nde Eurasische Union widersetze­n sollte.

Innenpolit­isch kann Lukaschenk­o kurzfristi­g Nutzen aus der Ukrainekri­se ziehen. Und er ist entschloss­en dazu. Nach mehr als 20 Jahren an der Macht wird er bei der Präsidente­nwahl im November mit der Botschaft „Ich oder das Chaos“antreten. „Bezüglich meines Rückzugs habe ich dem Kreml sehr entschiede­n gesagt: Unmöglich, mich zu beugen, weder Moskau noch dem Westen wird dies gelingen“, sagte er Ende Jänner vor der Presse in Minsk.

Das besonders Tragische an dieser Botschaft ist ihre Bedeutung für die ohnedies nur marginale Opposition und die Menschenre­chtslage in Weißrussla­nd.

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