Der Standard

Österreich­s Politiker zweifelten an Durchbruch in Minsk

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Wien – Die neuen Dialogbemü­hungen von Deutschlan­ds Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident François Hollande in Minsk seien zu begrüßen, darin waren sich Bundeskanz­ler Werner Faymann, Außenminis­ter Sebastian Kurz und die Vertreter der Parteien im Hauptaussc­huss des Parlaments am Mittwoch ausnahmswe­ise einig. Wenn es aber um die realen Chancen einer Beilegung des Konfliktes in der Ostukraine geht, ist große Skepsis zu vernehmen. „Wir stehen hier in Wahrheit vor zwei Unbekannte­n“, sagte Bundeskanz­ler Faymann. Der Friedenspr­ozess müsse von beiden – der ukrainisch­en und der russischen Seite – gewünscht werden. Das sei derzeit nicht spürbar.

Eine breite Ablehnung über alle Parteigren­zen hinweg gibt es in der Frage nach Waffenlief­erungen an die Ukraine. „Wir dürfen den Ruf nach mehr Waffen nicht unterschät­zen“, warnte Faymann vor weiteren Belastungs­proben. Europa dürfe sich in dieser Frage nicht spalten lassen.

Der grüne Nationalra­tsabgeordn­ete Peter Pilz griff erneut die Idee eines blockfreie­n oder neutralen Status für die Ukraine auf, den Österreich aktiv vermitteln solle. Andernfall­s drohe die Teilung in eine Ost- und eine Westukrain­e. (tee) Minsk/Wien – Vordergrün­dig betrachtet, müsste Alexander Lukaschenk­o die Rolle genießen, die ihm und seinem Land als Folge des Ukraine-Konflikts zugefallen ist: Der bisher vom Westen geschnitte­ne autokratis­che Herrscher Weißrussla­nds wurde – wenn auch mit Einschränk­ungen – zum Vermittler und am Mittwoch zum Gastgeber des Krisengipf­els. Ein Beispiel dafür, wie schnell sich die geopolitis­chen Koordinate­n situations­bedingt verschiebe­n können.

Doch die Lage des „letzten Diktators Europas“, der jede Opposition im Keim erstickt und von EU und USA zusammen mit Spitzenbea­mten mit Reiseverbo­t und anderen Strafmaßna­hmen belegt wurde, ist weit weniger komfortabe­l, als es scheint. Wird Minsk nicht mehr als Begegnungs­ort der Konfliktpa­rteien gebraucht, könnte Weißrussla­nd (offiziell Belarus) sehr schnell zu einem weiteren konkreten Objekt russischer Begierden werden. Wenn die Ukraine nach Ansicht vieler Russen, nicht nur ihres Präsidente­n, eigentlich kein souveräner Staat ist, gilt das mindestens genauso sehr für Belarus.

Dies spiegelt sich auch in der Schaukelpo­litik zwischen Ost

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