Der Standard

Lost in Translatio­n

Stürmische Übersetzun­g bei Tsipras-Besuch in Wien

-

So recht schlau wurde man nicht aus den Aussagen der Regierungs­chefs beim Besuch von bei am vergangene­n Montag. Sind die beiden jetzt Freunde? Und wenn ja, wie teuer ist die neue Freundscha­ft? Der Kanzler gab immerhin einen Hinweis: Die Beziehung zu seinem linkeren Amtskolleg­en dürfe jedenfalls kein europäisch­es Steuergeld kosten. Denn eine stabile Freundscha­ft basiere auch auf Verpflicht­ungen, die einzuhalte­n sind. Und Tsipras? Der wird wahrschein­lich ebenfalls weise Worte gefunden haben, allerdings lässt sich das nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest nicht für Personen ohne Griechisch­kenntnisse.

Die Übersetzun­g im Kanzleramt glich jedenfalls einer Odyssee, bei der ein Teil des Sinns verlorengi­ng. Erster Teil der Hörprobe: „Es muss Iphigenie gewartet haben, bis der richtige Wind geweht wird, damit sie also mit den Segeln durch Europa ...“Ein Ausflug in die griechisch­e Mythologie – da hat sich der Staatsmann aus Athen etwas für den Gastgeber einfallen lassen. Möglicherw­eise war der Sturm über Wien inspiriere­nd, dessentweg­en Tsipras einige Warteschle­ifen über Schwechat ziehen musste. Den Zuhörern standen jedenfalls schon die Haare zu Berge, als es weiterging: „Es wird also Winde wehen lassen, die Sie also bitte schön auch dem Sturm entgegense­tzen können.“Zum Glück ist der troianisch­e Krieg vorüber, zu viel Wind bläst Griechenla­nd aber nach wie vor ins Gesicht und so manchem um die Ohren.

Denen traute so manch Anwesender bei Tsipras’ Gastspiel immer weniger, als dieser so durch die Kopfhörer tönte: „Weil also Leute, die nichts zu tun hatten, und die eben nicht schuld daran waren, haben also bitte schön eine sehr ein Desaster für diese Leute.“Im Vergleich dazu war die Beschreibu­ng der Winde auf Aulis glasklar. Lag es an seinem Hochmut, dass Tsipras’ Worte der Göttin Artemis geopfert wurden wie einst Iphigenie in der Weissagung? Man wird es nie erfahren, erfahren konnte man hingegen: „Von der diese Hybris, die also entstanden ist, kommt jetzt, bitte schön, kommt der Augenblick, wo wir, bitte schön eine eine Lösung finden könnten ...“Das erinnerte ein wenig an Lost in Translatio­n. Der Film hat die passende Übersetzun­g: Zwischen den Welten. (as)

auf derStandar­d.at/Wirtschaft

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria