Causa Stiefelkönig eingestellt
Sanierer Grossnigg im Vorstand von Elsners Stiftung
Wien – Sechseinhalb Jahre nach Auftragsvergabe an den Gerichtssachverständigen wurde nun ein weiteres Bawag-Kapitel zugeschlagen. Vor einer Woche hat die Staatsanwaltschaft Wien die Causa Stiefelkönig eingestellt.
Selbige ist abseits des Straflandesgerichts Wien, wo die Causa Bawag und ihre Verästelungen ver- und abgehandelt worden sind, fast nur noch juristischen Archivaren bekannt. Die Stiefelkönig-Turbulenzen spielen in der Ära von Bawag-Chef Helmut Elsner, der vor seiner Übersiedlung nach Wien in Graz für die Gewerkschaftsbank aktiv war.
Die Grazer Schuhhandelskette war Mitte der 1990er ins Trudeln gekommen. Während andere Banken ihr Engagement einstellten, finanzierte die Bawag bis 2003 flott weiter. Als der Wirtschaftsprüfer sein Testat versagen wollte, zog die Bawag einen Schlussstrich Marke Bawag. Sie tauschte ihre Forderungen in eine 100-ProzentBeteiligung an Stiefelkönig ein. Gemäß Gutachten sei Eigentümerfamilie Herzl geschont worden, seien Hypotheken und Privatvermögen freigegeben worden.
Ermittelt wurde wegen Verdachts auf Untreue, bis 2014. Exbanker Elsner war von alledem aber wenig betroffen: Er hat ja im Bawag-Verfahren schon die Höchststrafe ausgefasst (zehn Jahre). Und sein Nachfolger Johann Zwettler (ebenfalls verurteilt) war mit Stiefelkönig kaum befasst gewesen. Im vorigen März wurde der Vorhabensbericht erarbeitet, damals ging man von einer Anklage aus. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien bestätigt nun die Einstellung des Verfahrens.
Elsners Privatstiftung Gambit übrigens (ihr gehört die Villa in Südfrankreich; das Vermögen ist eingefroren) hat seit Herbst 2014 einen neuen Vorstand. Mit dabei ist Sanierer Erhard Grossnigg. Die Frage, warum er diesen Job übernommen hat, beantwortet er so: „Elsner ist ohne Vorstand dagestanden. Ich mache das aus humanitären Gründen: Schließlich ist Elsner als Einziger der Causa Bawag im Gefängnis gesessen.“(gra)