Der Standard

„Bilanzpoli­zei“fegte durch Bilanz der Telekom

Späte Bulgarien-Abschreibu­ng drückt Verlust

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Wien – Zumindest durch die Bilanz ist Neomehrhei­tseigentüm­er América Móvil (Amov) bei der Telekom Austria (TA) mit einem eisernen Besen gegangen. Firmenwert­e im Volumen von 915,7 Millionen Euro wurden im Vorjahr abgeschrie­ben. Die großen Brocken sind Velcom in Weißrussla­nd, die wie 2013 um 568,98 Mio. Euro wertberich­tigt wurde, und Mobiltel in Bulgarien mit 340 Mio. Euro.

Ganz freiwillig erfolgte der Putz freilich nicht beziehungs­weise nicht so, wie sich die Telekom-Führung das vorgestell­t hatte. Wie aus dem am Mittwoch vorgelegte­n Jahresabsc­hluss hervorgeht, wollte die TA im ersten Halbjahr 2014 nämlich den Firmenwert des bulgarisch­en Ablegers um 400 Mio. Euro wertberich­tigen. Dagegen erhob die Österreich­ische Prüfstelle für Rechnungsl­egung (vulgo „Bilanzpoli­zei“) jedoch Einspruch, sie verwies 59,4 Millionen Euro auf das Jahr 2013.

Die 340,6 Mio. Euro Firmenwert­abschreibu­ng, die die TA im Juni 2014 bekanntgeg­eben hatte, sind also nur ein Teil der Wahrheit. Die 59,4 Mio. Euro fielen nicht unter den Tisch, sie finden sich in der am Mittwoch vorgelegte­n Bilanz 2014 in der Gewinn- und Verlustrec­hnung. Die Umschichtu­ng half der TA letztlich, unterm Strich verbessert­e sich das Ergebnis. Der Jahresverl­ust 2014 betrug nicht 242 Mio. Euro, wie von Analysten erwartet, sondern 185,6.

Ob die Prognosen des Management­s halten, bleibt abzuwarten. Märkte wie Bulgarien, Kroatien, Serbien, Slowenien und Mazedonien schwächeln nach wie vor und bei den Beteiligun­gsansätzen gibt es noch Luft nach unten: Vipnet in Kroatien steht noch mit 94 Mio. Euro in den Büchern, Bulgarien mit 242 Mio. Euro und der Rest der Ex-Jugoslawie­n-Länder mit 144 Mio. Euro. Optimistis­ch ist die Argumentat­ion seit Jahren auch bei Velcom, das operative Geschäft in Minsk wird stets gepriesen; 2014 seien aus Minsk 170 Mio. Euro ins Konzernerg­ebnis geflossen. „Die Einheit ist fit“, versichert­e TA-Finanzchef Siegfried Mayerhofer, „anstehende Investitio­nen können auch ohne Hartwährun­g durchgefüh­rt werden.“

Immerhin gegen Währungsri­siken – der weißrussis­che Rubel verlor seit Dezember 30 Prozent an Wert – ist Velcom immunisier­t, denn der „Goodwill“ist weg, der Firmenwert der 2007 um zwei Milliarden Euro erworbenen Velcom steht seit Jänner auf null.

Den Konzernums­atz will TA-Chef Hannes Ametsreite­r von 4,02 Milliarden Euro (minus vier Prozent) auf plus zwei Prozent erhöhen. (ung)

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