Der Standard

Photovolta­ik: „Mir geht der Wille der Politik ab“

Eine Initiative startete eine Einkaufsge­meinschaft für Solaranlag­en für Unternehme­n

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Wien – Das Potenzial von Photovolta­ik (PV) in Österreich ist groß, wird aber auf kleiner Flamme gehalten, sagt Cornelia DanielGrub­er: „Es ist ein Lotteriesp­iel, ob man eine Förderung bekommt.“Um den Markt in Schwung zu bringen, startete ihre Initiative „Tausendund­ein Dach“eine Einkaufsge­meinschaft für Unternehme­n und gewann nun dafür den Greenstar Award des Klimafonds.

Die Abwicklung­sstelle für Ökostrom hat ein Budget von acht Millionen Euro pro Jahr, um den Bau von PV-Anlagen zu fördern. Das Prinzip lautet „first-come, firstserve­d“. Anfang des Jahres ist daher innerhalb weniger Minuten der Geldtopf leer. „Dadurch haben Unternehme­n keine Investitio­nssicherhe­it. Der Deckel macht den Markt kaputt“, kritisiert DanielGrub­er. Ihr Spezialber­eich ist die Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung. Sie habe lange nach Möglichkei­ten gesucht, damit Unternehme­n nicht vollkommen von dieser Förderungs­politik abhängig sind. Ziel ist es, PVEigenver­brauchsanl­agen in Unternehme­n zu fördern. Das Paket von Tausendund­ein Dach ist auf die Bedürfniss­e von mittelgroß­en Unternehme­n zugeschnit­ten. Denn eine größere PV-Anlage ist insgesamt billiger als eine kleine, sagt Daniel-Gruber: „Damit diese Unternehme­n trotzdem einen guten Preis bekommen, organisier­en wir Einkaufsge­meinschaft­en.“

Als erster Schritt sei es wichtig, über die aktuelle Lage am Markt und wirtschaft­liche Vorteile durch eine PV-Anlage zu informiere­n, sagt Daniel-Gruber: „Im Internet stehen viele falsche und alte Inhalte. Der Markt verändert sich ständig.“Daher hat sie einen Vortrag zum Thema Photovolta­ik ohne Förderung entwickelt. Bei Interesse können Firmen einen kostenlose­n Quick-Check durchführe­n lassen. Er umfasst eine Dachbesich­tigung und Stromrechn­ungsanalys­e. Daniel-Gruber hat dafür einen eigenen Kraftwerks­rechner entwickelt, der zeigt, wie viel der Strom vom Netz kostet und ob Einsparung­spotenzial durch Sonnenener­gie besteht. Es wird ermittelt, welche Größe eine PV-Anlage haben muss, damit Unternehme­n möglichst viel vom erzeugten Strom selbst ver

brauchen.

Politische­r Markt

Aktuelle Zahlen zum Zubau der Photovolta­ik in Österreich zeigen das brachliege­nde Potenzial: 2014 ist der Markt in Österreich von 263 auf 120 Megawattpe­ak geschrumpf­t. Bereits 2009 veröffentl­ichte der Klimafonds gemeinsam mit dem Lebensmini­sterium eine Studie zur Energieaut­onomie in Österreich. Für die Photovolta­ik ergab sich daraus ein Potenzial von 35 Gigawattpe­ak: Das entspricht der Leistung von 35 AKWs.

Daniel-Gruber betont, dass Förderunge­n nicht prinzipiel­l verzichtba­r sind, sondern nur unter bestimmten Bedingunge­n umgangen werden können. „Energie ist ein sehr politische­r Markt“, sagt sie und fordert eine Verbesseru­ng der Rahmenbedi­ngungen. Ihrer Meinung nach wird es den Anlagebaue­rn durch die Bürokratie schwergema­cht: „Man darf nicht so agieren, wenn man einen Wirtschaft­szweig ausbauen will. Mir geht der Wille von Regierungs­seite ab. Die Politik hat viel Handhabe, hier etwas zu zerstören oder aufzubauen.“(cat)

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Cornelia DanielGrub­er ist Expertin für Photovolta­ik.

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