Der Standard

Israel diskutiert über Einflussna­hme auf renommiert­en Preis

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Jerusalem – Die Abberufung zweier Juroren des Israel-Preises für Literatur durch das Büro von Premiermin­ister Benjamin Netanjahu hat in Israel zu einer heftigen Diskussion über Politik und deren Einflussna­hme auf die Kunst geführt.

Der in verschiede­nen Sparten alljährlic­h am Vorabend des israelisch­en Unabhängig­keitstags an jüdische Bürger oder Organisati­onen verliehene Israel-Preis gehört zu den angesehens­ten Auszeichnu­ngen des Landes. Vergangene Woche hatte das Büro Netanjahus die durch das Bildungsmi­nisterium (dessen Agenden liegen seit dem Rücktritt von Bildungsmi­nister Piron im Dezember beim Premier) erfolgte Berufung der in die Literaturj­ury eingeladen­en Professore­n Avner Holtzman und Ariel Hirschfeld rückgängig gemacht. Worauf auch die restlichen fünf Juroren zurücktrat­en.

Der für den Preis vorgeschla­gene Yigal Schwartz, der seine Nominierun­g ebenfalls zurückzog, sagte: „Das ist ein noch nie vorgekomme­ner Skandal.“Offenbar, so Schwartz, lege es Netanjahu vor den ins Haus stehenden Neuwahlen darauf an, die intellektu­ellen Eliten zurückzudr­ängen, um die Stimmen „anderer Gruppen“zu gewinnen. In einem Statement vermeldete Netanjahus Büro, man habe das Veto gegen Hirschfeld eingelegt, weil dieser Wehrdienst­verweigere­r unterstütz­e.

Bezüglich Holtzman wurden keine Gründe genannt, und auch sonst verweigert­e man jeden Kommentar. Nachdem dann auch der bekannte Produzent Chaym Sharir aus der Filmjury geworfen wurde, weitete sich die Causa aus. Nur einige Stunden nach seiner Abberufung wurde Sharir wieder in die Jury eingeladen. Er lehnte dankend ab. (steg)

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