China zahlt den Preis für die weltweite Expansion
Jubelmeldungen über Evakuierungen aus Jemen – Debatte über Präsenz in instabilen Staaten unerwünscht
betroffen: Mehr als ein Dutzend Staaten brachten massenweise Bürger in Sicherheit. Aber für Peking ist die militärische Evakuierung eine Premiere.
„Chinas Interessen schützen“
In Militärakademien wird allerdings schon länger diskutiert, wie die Marine in Konfliktfällen außerhalb Chinas Grenzen die Sicherheit von Investitionen gewährleisten kann. Auch die jüngst beim Wirtschaftsforum Boao von Staatschef Xi vorgestellte offensive Strategie von neuen Seidenstraßen über den Land- und See- weg erweitern das Aufgabengebiet der Marine.
Chinesen und chinesische Unternehmen investieren heute überall auf der Welt. Mehr als eine Million Staatsbürger sind allein in Afrika ansässig. Xinhua veröffentlichte jetzt erstmals einen Überblick über zivile Rettungsaktionen chinesischer Staatsbürger in den vergangenen Jahren.
Dieser liest sich wie die Aufzählung eines Problemkatalogs der Krisen vergangener Jahre: Jeweils hunderte Chinesen mussten ausgeflogen werden, als es 2006 Unruhen auf den Salomoninseln und Jemenitische Soldaten winken zum Abschied mit chinesischen Fahnen. In Peking bejubelten Staatsmedien die Evakuierung. in Osttimor gab, weitere hunderte 2007 aus dem Libanon; Über 3300 Chinesen wurden 2008 aus dem im Chaos versinkenden Thailand gerettet, ebenfalls über tausend 2010 aus Kirgistan. Im arabischen Frühling musste China im Jänner 2011 rund 1800 Bürger aus Ägypten evakuieren, bei den folgenden Kämpfen in Libyen wurden über 35.000 Chinesen in Sicherheit gebracht. Kriegsschiffe überwachten den Exodus aus der Ferne, griffen damals aber nicht ein. Drei Jahre später mussten bei neuen Unruhen in Libyen wieder fast 1200 Bürger ausgeflogen werden.
Vor allem das Chaos 2011 in Libyen machte die Rückschläge in Pekings globaler Investitionsstrategie bewusst. Sie stellten die von China bevorzugte Zusammenarbeit mit autoritär oder diktatorisch regierten, rohstoffreichen Staaten im Nahen Osten, in Zentral- und Südostasien und Afrika auf den Prüfstand.
Öffentliche Debatten darüber sind in China aber tabuisiert, ebenso wie über die künftige Rolle der Armee, wenn es um Pekings weltweite Interessen geht.
Am Dienstag feierten TV und Radio die friedlichen Evakuierungen aus dem Jemen durch die Marine als Verkörperung eines „neuen Geistes des Humanismus und Internationalismus“.