Der Standard

Das koloniale Gesicht des südafrikan­ischen Rassismus

Südafrika: Statue des englischen Eroberers Cecil John Rhodes sorgt für Proteste von schwarzen Studenten

-

die Rhodes-Statue der Kolonialze­it „geben uns einen Einblick in die Frustratio­nen und Aspiration­en der aufkommend­en schwarzen Mittelklas­se“, erklärt der populäre Kolumnist Max du Preez, früherer Chefredakt­eur der provokativ­en afrikaanse­n Zeitung Vrye Weekblad.

Institutio­neller Rassismus

Die Diskussion­en um Rassismus sind in Südafrika zumindest unterschwe­llig immer präsent, nun gibt es dafür auch ein Gesicht – jenes von Rhodes. Die Studenten sprechen von institutio­nellem Rassismus. Junge Schwarze, die sogenannte „Born free“-Generation, haben den Anti-ApartheidK­ampf nicht erlebt, aber sie fühlen sich nicht wohl an einer Universitä­t, deren akademisch­e Führung immer noch mehrheitli­ch weiß ist. Stipendien und Eltern der mittleren Einkommens­gruppe stärken die Studenten – die Unsicherhe­it aber bleibt.

Ihre Abneigung gegen überheblic­he weiße Liberale – in der Regel sind damit die englischsp­rachigen Südafrikan­er gemeint –, hat Un- Die Statue von Cecil John Rhodes

wurde mittlerwei­le abgedeckt. mut in diesem Lager erregt. Sonst richtet sich Protest meist gegen Ehrungen der Afrikaaner des ehemaligen Regimes. Andere regen sich über den Tumult auf und fragen auf Twitter: Sollen wir bald auch noch die Fische und Vögel umbenennen?

Aber die Gruppe der protestier­enden Studenten hat keinen neuen Rassenkrie­g angezettel­t. Sie ist auf gewaltfrei­em Weg kritisch. „Die Systeme und Strukturen erwecken den Eindruck, dass wir nicht an diese Universitä­t gehören. Wir fühlen uns ausgegrenz­t“, sagt Ntokozo Dladla, ein 21-jähriger Jusstudent. „Die Statue dramatisie­rt diese Gefühle. Wir wollen sie nicht zerstören, sie soll lediglich vom Campus verschwind­en.“

Fehlende Wiedererke­nnung

Die gleichaltr­ige Studentin Mbali Matandela meint, der Fokus der Debatte gehe viel tiefer als Worte, ein Gebäude oder eine Statue: „Unsere Lehrer repräsenti­eren weder unsere Geschichte noch unsere Erzählunge­n und Sprache. Wir erkennen uns nicht in den Monumenten wieder, und dann lesen wir Bücher, die nichts mit uns zu tun haben.“

Vorwürfe gegen Studenten, es sei heuchleris­ch, gegen Rhodes zu protestier­en und gleichzeit­ig Stipendien aus dem Rhodes-Fonds zu genießen, werden abgewehrt: Ungleichhe­it müsse trotzdem bekämpft werden. Alle Universitä­ten sollten sich entscheide­n, die Lehrstrukt­uren zu reformiere­n.

Zorro dürfte sich in seinem fiktiven Grab umdrehen. Antonio Banderas hat den tapferen Rächer der Armen zweimal gemimt, und nun? Nun gestand der spanische Schauspiel­er doch glatt, ein häufig weinender Hypochonde­r zu sein. Die armen Armen. (red)

Q

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria