Der Standard

Lustbarkei­t aus der Mottenkist­e

Miles is back: Kompost 3 im Wiener Konzerthau­s

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Mayr (Kontra- und E-Bass) Position. Kompost 3 ist indessen nicht irgendeine Nachwuchsc­ombo, sondern die Band der Stunde im österreich­ischen Jazz. Erste Preise bei Wettbewerb­en in Bremen und Wien anno 2014 stehen zu Buche, was die Produktion der dritten CD Ballads For Melancholy Robots naturgemäß beschleuni­gte. Whatever Happened in Roswell, der CDOpener, stand auch im Konzerthau­s am Beginn. Ein rotziger Slow-Funk-Groove gewann an Kontur, die Hammond-Orgel ließ sich räudig hören, während die Zugtrompet­e schmalzige Glissandi intonierte, um wenig später fauchend und in aggressiv verzerrtem Sound zum Solo anzusetzen.

Wunderkamm­er hingegen begann mit verführeri­sch funkelnden Dreiklangs­zerlegunge­n des Keyboards, im Mittelteil leuchteten Trompetene­chos à la Miles Davis und psychedeli­sche E-PianoKläng­e auf: So wie Kompost 3 hier in der Mottenkist­e des Jazzrock wühlte, so unbekümmer­t pflegen sich die vier Herren generell im Fundus der Geschichte zu bedienen. Im neuen Programm entstehen auf diese Weise komplexe, collagenar­tige Soundscape­s von beinahe orchestral­er Soundfülle. Soli spielen nur mehr eine untergeord­nete Rolle. An mancher Stelle wäre es wohl ein spannender Kontrapunk­t gewesen, hätten sich Martin Eberle, Benny Omerzell, Manu Mayr oder Lukas König erlaubt, mit einem lustvollen SoloExkurs aus der kollektive­n Disziplin auszureiße­n.

Und auch wenn noch nicht alles mit letzter Prägnanz ausformuli­ert schien, so entwickelt­e die Musik in brodelnden, scheppernd­en Grooves oder Ambient-infizierte­n Klangszene­rien dennoch immer wieder fasziniere­nde Sogwirkung. Standing Ovations.

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