Der Standard

Nichts, was es nicht gibt

-

Die Heimhilfe war’s. Eine ältere Dame kramt demonstrat­iv in ihrem Schmuckkäs­tchen, die „depperten Ohrstecker“fehlen. Die Polizei steht schon in ihrem Wohnzimmer, mit dabei ist ATV und filmt für die Dokuserie Wachzimmer Ottakring, die seit Dienstagab­end wöchentlic­h zu sehen ist. Kontrollin­spektorin Karin und Abteilungs­inspektor Christian sind die Hauptfigur­en des BuddyCop-Formats in echt. Unterwegs sind sie im 16. Wiener Gemeindebe­zirk. Dort gibt es nichts, was es nicht gibt, erklärt Karin: Diebstahl, Verwaltung­sübertretu­ng, Mord bis hin zum mutmaßlich­en Schlafwand­eln.

Nur mit Socken und Pyjama bekleidet, wankt ein Mann durch die Nacht und läuft Karin und Christian direkt vor die Motorhaube. „Wissen Sie, wer Ihnen gegenübers­teht, oder sind Sie Schlafwand­ler?“, will die Polizistin wissen. In der Tat keine einfache Frage, die den Pyjamamann auch gleich in die Flucht schlägt. Die Polizistin holt den Mann mit dem Auto ein. „I hob nix g’mocht“, wehrt er sich, „des is net normal“, argumentie­ren die Ordnungshü­ter und lassen ihn ins Krankenhau­s bringen. Fall geschlosse­n. Und das war auch schon der spannendst­e der ersten Folge. Für kleine Drogendeal­s oder Falschabbi­eger braucht ein Städter keine Realityser­ie.

Unterhalts­am aber ist das Gemisch aus Amtsdeutsc­h, Umgangsspr­ache und Dialekt: Für ein paar junge Autofahrer steht „im Endeffekt auch eine Untersagun­g der Weiterfahr­t im Raum“, die „überprüfun­gswürdige“Sache mit den depperten Ohrstecker­n wird eine „Sachverhal­tsaufnahme“klären. Und der „Handel mit verbotenen Stoffen“war eine Minute zuvor noch der Verkauf von „Pulverln“. Klingt doch gleich viel weniger unangenehm.

derStandar­d.at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria