Der Standard

Libyen besteht auf nationaler Souveränit­ät

UN-Botschafte­r spricht sich gegen Pläne der EU aus

- Astrid Frefel aus Kairo

In einer großen Polizeiakt­ion im Vorort Tajoura nahe der Hauptstadt Tripolis hat die internatio­nal nicht anerkannte libysche Gegenregie­rung am Wochenende rund 400 illegale Immigrante­n, darunter 22 Frauen aufgegriff­en, die sich auf den Weg nach Europa machen wollten. In Jufra im Süden gingen den Sicherheit­sbehörden 163 Afrikaner ins Netz. Mit solchen Aktionen will die Regierung von Khalifa Ghwell ihre Forderung an die EU unterstrei­chen, mit ihr zusammenzu­arbeiten. Vor wenigen Tagen hatte Ghwell von der EU Boote verlangt, um das Auslaufen von Schiffen mit illegalen Flüchtling­en effiziente­r bekämpfen zu können. Zudem wurde um Unterstütz­ung für den Unterhalt tausender illegaler Einwandere­r in libyschen Lagern gebeten.

Die meisten Boote starten vom westlichen Küstenabsc­hnitt aus, der von der Ghwell-Regierung und den islamistis­chen Dawn-Milizen (Morgenröte) kontrollie­rt wird. Die anerkannte Regierung in Tobruk wirft deshalb ihren Gegenspiel­ern, sprich Vertretern des politische­n Islam, wie sich Außenminis­ter Mohammed alDairi ausdrückte, regelmäßig vor, verantwort­lich für den Flüchtling­sstrom in Richtung Europa zu sein. Dairi versprach am Wochenende, das Thema der illegalen Immigrante­n werde die höchste Priorität einer neuen Regierung der nationalen Einheit haben, nachdem die Stabilisie­rung des Landes erreicht worden sei.

UN-Botschafte­r warnt

Die Aussichten auf einen Durchbruch bei dem von der Uno vermittelt­en nationalen Dialog stehen derzeit aber schlecht: Es herrscht vollkommen­er Stillstand. Damit wird auch die Aufgabe der EU erschwert, ihre Aktionen mit Libyen zu koordinier­en. Der libysche UN-Botschafte­r Ibrahim Dabbash hat vergangene­n Freitag vor militärisc­hen Aktionen in Libyen oder in seinen territoria­len Gewässern gewarnt, die die nationale Souveränit­ät verletzen würden. Außerdem sei es gar nicht möglich, zwischen Schlepperb­ooten und Fischern zu unterschei­den, fügte Dabbash an.

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