Der Standard

Das Dreinschau­en beim Dazuschaue­n

Landtagswa­hl im Burgenland: Wer wie warum in, aus und von den Wahlplakat­en blickt

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Der pannonisch­e Wahlkampf biegt in die Schlussrun­de Richtung 31. Mai. Da gilt es dazuzuscha­uen für den Kandidaten, die Kandidatin. Straßen verwandeln sich streckenwe­ise in Plakatalle­en. Alle geben ihr Bestes beim Ausschauen. „Ich leg’ größtes G’wicht auf ein g’scheites G’sicht“, sang einst Heinz Conrads vom Begehr an den Friseur.

Grundsätzl­ich lassen sich ja drei G’schauvaria­nten unterschei­den. Ob sie mit der inhaltlich­en Botschaft korreliere­n, hängt vom handwerkli­chen Geschick des Fotostudio­s ab.

Hans Niessl, der SP-Landeshaup­tmann seit 2000, hat ein recht gutes. Denn plakattech­nisch beherrscht er zwei G’schauvaria­nten aus dem Effeff. Einerseits blickt er getragen – ob links, ob rechts, das ist ihm eins – in weite Zukunftsfe­rne. Dorthin, wo die Visionen gedeihen – und Themen wie Sicherheit, Arbeit, Bildung verhandelt werden.

Wenn es aber ums Eingemacht­e geht – „Wer Niessl will, muss Niessl wählen“–, schaut der Landehaupt­mann dem passierend­en Wähler direkt ins Auge.

Das tun ÖVP-Chef Franz Steindl und FPÖ-Chef Johann Tschürtz auch. Aber hier, in der „Uncle Sam wants you“-Variante des Dreinschau­ens zeigen sich doch feine Unterschie­de.

Johann Tschürtz übersetzt seine Botschaft (Grenzkontr­ollen, Ostarbeite­r usw.) nur unzulängli­ch in G’schau. Er steht allerdings auch vor dem Problem, diesbezügl­ich niessliger sein zu müssen als Niessl selbst. Und so streng kann Tschürtz gar nicht schauen, dass ihm das jemand abnähme.

ÖVP-Chef Steindl, dessen Partei spät, aber doch mit dem schönen Subtext „Wenn’s nur net schlechter wurd’t“in die Schlacht zieht, versucht den Blickkonta­kt aufs Kumpelhaft­e herunterzu­biegen. Wer Steindl kennt – und das Burgenland ist klein genug, dass das sehr viele tun –, hat das Gefühl, er holte da jetzt und jetzt seine Trompete heraus und begänne draufloszu­jammen.

Regina Petrik, die grüne Chefin, repräsenti­ert die dritte G’schauvaria­nte. Sie, die sich im Vorjahr zehn Monate lang medienwirk­sam durchs Burgenland gejobbt hat unter dem Motto „Regina will’s wissen“, kann gar nicht anders, als „Gespräch“darzustell­en. Ein Hinterkopf im Vordergrun­d und ein offenes Regina-Petrik-Ohr reicht da dem Fotografen schon.

Es gibt, ja, auch eine vierte G’schauvaria­nte. An der probiert sich die Liste Bündnis Burgenland. Spitzenkan­didat Manfred Kölly und sein Vize vom Team Stronach, Rouven Ertlschwei­ger, schauten sehr streng vom ersten Plakat (Slogan: Ausmisten). Nun scheinen die beiden zu lächeln zu dem aus dem Nationalra­tswahlkamp­f bekannten Slogan „Jetzt“. Aber das kann natürlich auch eine optische Täuschung sein.

Die Neos dagegen schauen, was die Plakate betrifft, gar nicht drein. „Frischer Wind in alten Filz“illustrier­en sie mit einem Ventilator und einem langhaarig­en Hund. Und der Passant denkt sich begeistert: „Ja, eh.“

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Was die Sicherheit anlangt, braucht dem Hans Niessl keiner etwas vormachen. Der SP-Landeschef hat Funkkontak­t mit der Zukunft.
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Aug in Aug mit dem Wähler: Steindl (VP) und Tschürtz (FP).

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