Der Standard

Wieder Streik bei Deutscher Bahn mit offenem Ende

Die Lokführerg­ewerkschaf­t in Deutschlan­d will ab Dienstag erneut streiken – vermutlich über Pfingsten. Der Streik könnte diesmal sogar zehn Tage lang dauern. Warnstreik­s gab es auch bei der Post.

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Berlin/Frankfurt – Den Bahnkunden stehen erneut schwere Zeiten bevor: Die Lokführer in Deutschlan­d streiken erneut. Der Ausstand mit offenem Ende soll um 2.00 Uhr in der Nacht auf Mittwoch im Personenve­rkehr beginnen. Bereits am Dienstag um 15.00 Uhr legen die Lokführer im Güterverke­hr die Arbeit nieder. Das teilte die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL am Montag mit.

Das Streikende will die Gewerkscha­ft erst 48 Stunden vorher nennen, ein unbefriste­ter Streik sei das nicht. Die GDL strebt angeblich eine längere Dauer an als bei der vorangegan­genen Streikrund­e. Damit wären auch Pfingsten betroffen.

Erst am 10. Mai war ein fast sechstägig­er Ausstand im Personenve­rkehr zu Ende gegangen. Es war der bisher längste Streik in der 21-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn. Nach erneut gescheiter­ten Gesprächen vom Wochenende hatte Deutsche-Bahn-Personalvo­rstand Ulrich Weber von der GDL einen Streikverz­icht verlangt. Nur eine Schlichtun­g über alle strittigen Fragen könne jetzt noch weiterhelf­en.

Komplizier­te Gespräche

Die Verhandlun­gen sind komplizier­t, weil die GDL Tarifvertr­äge auch für Berufsgrup­pen erreichen will, die bisher allein von der größeren Konkurrenz­gewerkscha­ft EVG vertreten worden sind, die bei der Bahn kurz vor einem Abschluss steht. Die Bahn will unterschie­dliche Tarifvertr­äge für ein und dieselbe Berufsgrup­pe vermeiden. Die GDL strebt zunächst eine Einigung über die künftige Tarifstruk­tur an und will erst danach in einer Schlichtun­g über Geld, Arbeitszei­t und Überstunde­nbegrenzun­g sprechen.

Laut Bild- Zeitung soll das Streikgeld auf zehn Euro je Stunde und maximal 100 Euro am Tag erhöht werden, so ein Beschluss des Hauptvorst­andes. Bisher wurden 75 Euro je Streiktag ausgezahlt. Das Geld soll zu 75 Prozent als Vorschuss ausgezahlt werden, so dass das Streikgeld die GDLMitglie­der erreicht, bevor sie das vermindert­e Gehalt erhalten.

Warnstreik­s bei der Post

Deutschlan­dweit haben am Montag auch rund 5000 Post-Mitarbeite­r Warnstreik­s abgehalten. Der Schwerpunk­t des Ausstandes lag im Bereich der Brief- und Paketzuste­llung, so ein Gewerkscha­ftsspreche­r. Betroffen waren unter anderem die Bundesländ­er Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württember­g, Bremen und Niedersach­sen.

Verdi-Verhandlun­gsführerin Andrea Kocsis betonte: „Den Beschäftig­ten ist es ernst. Sie erwarten von ihrem Arbeitgebe­r endlich ein vernünftig­es Angebot.“Die fünfte Tarifverha­ndlungsrun­de soll am Mittwoch und Donnerstag in Königswint­er bei Bonn stattfinde­n.

Hintergrun­d der Streiks ist der Aufbau eines Paketzuste­llernetzes durch die Gründung von 49 regionalen Gesellscha­ften. Dort arbeiten bereits mehr als 6000 Menschen, darunter viele ehemals befristet Beschäftig­te der Deutschen Post. Bezahlt werden sie aber zu niedrigere­n Löhnen.

Ver.di sieht in dem Vorgehen einen Vertragsbr­uch und fordert für 140.000 Beschäftig­te als Ausgleich eine Verkürzung der wöchentlic­hen Arbeitszei­ten von 38,5 auf 36 Stunden mit vollem Lohnausgle­ich.

Das Unternehme­n hatte unter anderem angeboten, den Kündigungs­schutz für die Beschäftig­ten um drei Jahre bis 2018 auszuweite­n sowie am 24. Dezember und zu Silvester wieder als arbeitsfre­ie Tage einzuführe­n. Verdi hatte von einer Mogelpacku­ng gesprochen und das Angebot zurückgewi­esen. (dpa, red)

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Claus Weselsky.
Foto: Reuters Gewerkscha­ftsvorsitz­ender Claus Weselsky.

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