Der Standard

In Angern wächst neues Gras über die Altlast

In 48 Gärten wurde Boden ausgetausc­ht, nicht mit allem sind Betroffene zufrieden

- Gudrun Springer

Angern/Wien – Bis in 50 Zentimeter Tiefe wurde das Erdreich einer Siedlung in Angern an der March abgetragen, um dann mit neuer Erde wieder befüllt zu werden. Langsam wachse das Gras nun wieder, sagt der Besitzer eines der umgegraben­en Gärten. „Wir brauchen jetzt Regen“, meint der Mann. Das gilt auch für die Eigentümer 47 weiterer Grundstück­e im 3300-Einwohner-Ort: Am Dienstag meldete die Bundesaltl­astensanie­rungsgesel­lschaft (Balsa), der Bodenausta­usch sei nun bei ihnen allen erfolgt.

In der Gemeinde im niederöste­rreichisch­en Bezirk Gänserndor­f befand sich 1860 bis 1924 eine Teerproduk­tefabrik und eine Fabrik, in der Holzimpräg­nierungsmi­ttel hergestell­t wurden. Bei der Schließung wurden mit giftigen Stoffen gefüllte Wannen einfach zugeschütt­et. Das Brunnenwas­ser, mit dem Bürger jahrelang den Rasen gossen, war ent- sprechend belastet. Man fand Rückstände von Arsen, Quecksilbe­r und Blei.

57 Grundstück­seignern wurde der Austausch der Bodenoberf­läche angeboten, nicht alle wollten den Garten umgraben lassen. Im Dezember 2013 begann das Vergabever­fahren für die Arbeiten, ursprüngli­ch sollten die Bagger im Frühjahr 2014 anrollen, doch es war erst im Herbst so weit. Die Kosten: rund fünf Millionen Euro.

Derzeit wird versucht, den Verursache­r der Altlast zu belangen. Der ehemalige Fabriksinh­aber lehne eine Kostenüber­nahme ab und habe gegen einen Bescheid Berufung eingelegt, teilte die Balsa mit. Für Sanierungs­fälle, bei denen der Verursache­r nicht haftbar gemacht werden kann, ist das Umweltmini­sterium zuständig.

Im Garten jenes Angerner Bürgers, der sich dieser Tage über Regen freut, „schaut es jetzt aus wie vor 50 Jahren“. Er sei „im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeiten“, sagt der Mann, doch etwas Kritik kann er sich dann doch nicht verbeißen. „Die schöne Erde haben sie abgeführt und das Klumpert haben sie gebracht“, meint er. Viele Steine fänden sich nämlich im neuen Erdreich. Das Gras wächst trotzdem – über Reste der Altlast. Denn etwaige tieferlieg­ende Teerblasen können weiter bestehen.

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Foto: Robert Newald Ein Foto der Fabrik, bei einer Info-Veranstalt­ung aufgepinnt.

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